Aufruf zu Toleranz und Gastfreundschaft

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, hat anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft zum Widerstand gegen Intoleranz und Ausländerfeindlichkeit aufgerufen. Beim traditionellen Johannisempfang der EKD sagte Huber am Donnerstag in Berlin, es dürfe "in unserem Land keine Areale geben, die vom Gebot der Gastfreundschaft ausgenommen sind und die zu betreten man als Ausländer vermeiden muss". Alles andere käme einer Kapitulation vor rechtsextremen Denkweisen gleich, sagte Huber laut vorab verbreitetem Redetext.

Huber hob den biblischen Bezug des WM-Mottos "Die Welt zu Gast bei Freunden" hervor. Die Bibel beschreibe Gastfreiheit als große Chance, durch fremde Menschen beschenkt zu werden. Gäste könnten sich "als Engel erweisen", sagte der Berliner Bischof. Auch für Gottes Zuwendung und Schutz verwende die Bibel das Bild des Gastgebers. Fremde zu beherbergen sei kirchliche Tradition und bis heute in Angeboten wie der Bahnhofsmission erkennbar.

Aus evangelischer Sicht begegne man Gästen nicht als Devisenbringern, sondern als Menschen, sagte Huber. In den Erlebnissen rund um die WM spiegele sich wider, was auch im Umgang mit Zuwanderern gelten müsse: "Ein selbstbewusstes Verständnis der eigenen Wurzeln, das Einhalten der Spielregeln und das Interesse aneinander".

Die Integration von Migranten gehöre zu den politischen und gesellschaftlichen Schlüsselaufgaben, sagte der EKD-Ratsvorsitzende. Das Zuwanderungsgesetz haben einen konstruktiven Umgang mit Migration angebahnt. Doch habe sich die erhoffte rechtliche und soziale Integration für viele Zuwanderer noch nicht realisiert, so der Bischof. Manche Debatten weckten zudem Zweifel, ob der Konsens, der dem Gesetz zugrunde lag ausreichend gefestigt sei.

Er hoffe, so Huber, dass der von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geplante Integrationsgipfel und die Initiative von Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) zum Dialog mit dem Islam die Integrationsprozesse beförderten, die Deutschland dringend brauche.

22. Juni 2006

EKD-Pressemitteilung zur Rede des EKD-Ratsvorsitzenden

Rede des EKD-Ratsvorsitzenden im Wortlaut

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