Evangelische Kirche vor Bündelung ihrer Kräfte

Bereits 19 EKD-Landeskirchen haben innerkirchliche Strukturreform gebilligt

Frankfurt a.M. (epd). Gut ein halbes Jahr, nachdem die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bei ihrer Synode in Berlin die Weichen für eine Reform der kirchlichen Strukturen gestellt hat, ist der Prozess weit fortgeschritten. Mitte Juni stimmte die Synode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, der größten EKD-Mitgliedskirche, dem entsprechenden Gesetz zu, das den Integrationsprozess in der evangelischen Kirche fördern soll. Damit haben bislang 19 der 23 evangelischen Landeskirchen die Reform gebilligt.

Eröffnet hatte den Reigen im Januar das Kirchenparlament der Evangelischen Kirche im Rheinland, die zweitgrößte EKD-Mitgliedskirche. Die rheinische Landessynode billigte einstimmig die als historisch geltende EKD-Strukturreform, mit der die Handlungsfähigkeit des deutschen Protestantismus gestärkt werden soll.

Angestrebt wird dabei eine engere Zusammenarbeit der EKD mit den Konfessionsbünden der unierten und lutherischen Kirchen. So soll es künftig nur noch ein Kirchenamt geben mit "Amtsstellen" der Union Evangelischer Kirchen (UEK) und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Das Vertragswerk kann nur dann wie geplant am 1. Januar 2007 in Kraft treten, wenn es von den 23 Landeskirchen in Deutschland gebilligt wurde. Mit der Zustimmung zu den entsprechenden Kirchengesetzen in den vier noch ausstehenden Landeskirchen - Anhalt, Mecklenburg, Nordelbien und Westfalen - wird bei deren Synoden im Herbst gerechnet. Die EKD umfasst 23 Landeskirchen mit knapp 26 Millionen Mitgliedern.

Den Anstoß für die innerkirchliche Strukturreform hatte vor vier Jahren der Präsident des hannoverschen Landeskirchenamtes, Eckhart von Vietinghoff, gegeben. Die große Zustimmung der Landeskirchen beweise, dass der deutsche Protestantismus zusammenstehe, erklärte er in einer Zwischenbilanz.

Künftig könnten die Kirchen ihre Kräfte zielgerichtet einsetzen, sagte der Jurist: "Der Schwerpunkt der Arbeit liegt jetzt auf der Außenwirkung und verschleißt sich nicht in komplizierten internen Abstimmungen." Die Zusammenarbeit der Landeskirchen könne so zukunftsorientiert und effizienter gestaltet werden: "Ich bin mir völlig sicher, dass schon in den nächsten Jahren viele wichtige Themen gesamtkirchlich behandelt werden." Dazu gehörten Fragen von Kirche und Kultur, die Gestaltung der Gottesdienste und des geistlichen Lebens oder auch die Öffentlichkeitsarbeit.

Einen ersten Schritt zur Straffung der Strukturen bildete die Verschmelzung der auf das Landeskirchentum in Preußen zurückgehenden "Evangelischen Kirche der Union" mit der Arnoldshainer Konferenz zur "Union Evangelischer Kirchen". Diesem Zusammenschluss gehören 13 evangelische Landeskirchen an. Die VELKD, die acht Landeskirchen umfasst, brauchte längere Bedenkzeit, um einer stärkeren Verzahnung mit der EKD zuzustimmen. Im August 2005, 60 Jahre nach Gründung der EKD, hatten Repräsentanten der EKD, der UEK und der VELKD die Verträge zur Strukturreform des deutschen Protestantismus unterzeichnet.

22. Juni 2006

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