EKD rechnet mit engerer Kooperation von EKD und Diakonie

Berlin (epd). Nach dem Rücktritt von Diakoniepräsident Jürgen Gohde rechnet der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, mit einem engeren Zusammenrücken von Kirche und Diakonie. Dieser unter Gohde bereits eingeschlagene Weg müsse fortgesetzt werden, sagte Huber am Donnerstag dem epd in Berlin.

Huber äußerte Respekt vor dem Rücktritt Gohdes und würdigte dessen 12-jähriges Wirken für das Diakonische Werk der EKD. Der 57-jährige Theologe hatte am Mittwoch sein Amt niedergelegt, nachdem ein umstrittenes persönlichen Plädoyer für Kürzungen bei Hartz-IV-Leistungen innerhalb der Diakonie auf scharfen Protest gestoßen war.

Eine noch engere Kooperation der EKD und ihres Diakonischen Werks ist nach Auffassung Hubers zwingend notwendig. "Das hat Vorteile für beide Seiten", sagte der Berliner Bischof. "Es ist wichtig für die Kirche, weil die Arbeit der Diakonie von den Menschen als wichtige Lebensäußerung der Kirche in der Gesellschaft wahrgenommen wird." Für die Diakonie selbst bedeute ein engerer Bezug zur evangelischen Kirche eine Schärfung ihres christlichen Profils im Wettbewerb zu anderen Wohlfahrtsverbänden.

Der EKD-Ratsvorsitzende zeigte sich zuversichtlich, dass die Nachfolge Gohdes überzeugend gelöst werden könne. Die Entscheidung liege bei den diakonischen Gremien.

22. Juni 2006


Diakoniepräsident Gohde legt Amt nieder

Berlin/Frankfurt a.M. (epd). Der Präsident des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Jürgen Gohde (57), ist am Mittwoch zurückgetreten. Dies teilte der Vorsitzende des Diakonischen Rates, Kirchenpräsident Eberhard Cherdron, nach Beratungen des Gremiums in Berlin mit. Mit der Niederlegung seines Amtes reagiere Gohde auf die Auffassung des Diakonischen Rates, dass die Grundlagen für eine weitere gedeihliche Zusammenarbeit zwischen dem Aufsichtsgremium und dem Diakoniepräsidenten fehlten.

Hintergrund des Rückzugs nach zwölfjähriger Amtszeit ist Unmut in dem Wohlfahrtsverband über eine im Mai von Gohde mitunterzeichnete "persönliche Erklärung". Darin hatte er sich gemeinsam mit den kommunalen Spitzenverbänden für Hartz-IV-Kürzungen ausgesprochen. Zahlreiche Diakonie-Landesverbände hatten mit Empörung auf Gohdes Position reagiert. In dem Schreiben an die Bundestags-Fraktionsvorsitzenden heißt es, Hartz-IV-Leistungen seien "auf die tatsächlich Bedürftigen" zu konzentrieren, um die "Besorgnis erregende Entwicklung" bei den Ausgaben zu bremsen.

Dem epd sagte Kirchenpräsident Cherdron, Gohde sei nicht allein auf Grund der persönlichen Erklärung zu Hartz IV zurückgetreten. Vielmehr sei dieser Vorgang der Anlass für den Rückzug gewesen. Cherdron fügte hinzu: "Das Werk war schon lange in einer schwierigen Situation." Nähere Angaben machte er nicht.

Das Aufsichtsgremium habe sich weniger mit der inhaltlichen Position von Gohde befasst. Entscheidend seien "formale Fragen" gewesen. Der Diakoniepräsident hatte die "persönliche Erklärung" nicht in seinem Verband abgestimmt. Deshalb sei der Rat zu der Auffassung gelangt, dass die Grundlagen für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr bestünden.

Der Vizepräsident des Diakonischen Werkes, Wolfgang Teske, übernimmt laut Cherdron mit sofortiger Wirkung die Leitung des Verbandes. Über die Gohde-Nachfolge sei in dem Aufsichtsgremium nicht gesprochen worden. Auch sei noch offen, ob auf der nächsten Diakonischen Konferenz im Oktober 2006 ein neuer Präsident gewählt werden könne. Gohde war erst im Sommer 2005 für fünf Jahre als Diakonie-Präsident wiedergewählt worden.

Gohde stand seit 1994 an der Spitze des Diakonischen Werkes der EKD. Davor war er Diakonie-Landespfarrer in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Der Theologe ist seit 2000 auch Präsident des Europäischen Dachverbandes der Diakonie "Eurodiaconia". Bundesweit beschäftigt die Diakonie in sozialen Einrichtungen rund 450.000 Mitarbeiter.

22. Juni 2006

Pressemitteilung des Diakonischen Werkes vom 21. Juni

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