Evangelische Kirche für mehr Flüchtlingsschutz in Europa
Berlin (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat die Bundesregierung aufgefordert, sich stärker für den Flüchtlingsschutz in Europa einzusetzen. Die Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 biete die Gelegenheit, eine Führungsrolle zu übernehmen, sagte die Asylrechts-Expertin der EKD, Katrin Hatzinger, am Montag beim sechsten Berliner Symposium zum Flüchtlingsschutz. Bislang seien die Chancen vertan worden, die Harmonisierung des Asylrechts in Europa zu nutzen, um den Flüchtlingsschutz zu verbessern.
Vielmehr würden EU-Regelungen es den Mitgliedstaaten zunehmend ermöglichen, nationale Standards zu verschärfen, kritisierte Hatzinger. So wolle die Bundesregierung das Nachzugsalter für Ehegatten von 18 auf 21 Jahre heraufsetzen, um Zwangsehen zu bekämpfen. Aus Sicht der EKD stelle dies aber jede junge Ehe unter Verdacht und sei mit dem grundgesetzlich garantierten Schutz von Ehe und Familie nicht vereinbar.
Die Chancen politisch Verfolgter, in einem EU-Land Asyl zu erhalten, hätten sich weiter verschlechtert, kritisierte Hatzinger. Statt fairer, einheitlicher Asylverfahren strebten die EU-Länder an, möglichst viele Flüchtlinge in so genannte sichere Drittstaaten außerhalb Europas zurückzuschicken. Je restriktiver aber die europäische Asylpolitik ausfalle, desto mehr Menschen versuchten, illegal nach Europa zu kommen und müssten dafür ihr Leben riskieren.
19. Juni 2006
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