EKD-Beauftragte fordern Debatte um Programminhalte

Berlin (epd). Nach der Ausstrahlung eines antisemitischen TV-Mehrteilers hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eine Debatte über die Regulierung von Programminhalten gefordert. Auslöser ist der über den türkischen Satelliten-Sender TV5 mehrfach gezeigte Film "Zehras blaue Augen". "Ich kritisiere, dass dieser Film in Deutschland frei empfangbar ist", sagte der EKD-Rundfunkbeauftragte Bernd Merz dem epd.

Das ZDF-Magazin "Frontal 21" hatte bereits am 6. Juni über den Mehrteiler "Zehras blaue Augen" berichtet. Im Mittelpunkt der iranischen Produktion steht das palästinensische Mädchen Zehra, dem von Israelis die Augen herausgeschnitten werden, um sie einem jüdischen Jungen zu geben.

Der freie Empfang des Films in Deutschland zeige in erschreckender Weise, wie der technische Fortschritt alle Bemühungen um den Jugendschutz aushebele, sagte Merz. Während die Verantwortlichen noch mehr oder weniger in klassischen Rundfunk-Kategorien vergangener Jahrzehnte zu denken schienen, eröffneten sich durch Übertragungswege wie Satellitenfernsehen immer neue Räume. Diese dürften nichts rechtsfrei bleiben.

Für alle Programme, die in Deutschland zu empfangen seien, müssten die selben Regeln gelten. Er vermisse eine starke öffentliche Diskussion über Selbstregulierungsmaßnahmen, die sich auch auf technische Innovationen ertreckten, so Merz.

Die EKD-Kulturbeauftragte Petra Bahr sagte: "Wir führen eine intensive Debatte um die Integration der jungen Muslime in den Wertehorizont unserer Gesellschaft und lassen es gleichzeitig zu, dass in deutschen Wohnzimmern antisemitische Hetzbilder über den Bildschirm laufen." So entstünden kulturelle Nischenräume, in denen Bilder des Hasses, der Gewalt und der dumpfesten Antisemitismen mächtig würden.

Wenn Deutschland mit seinem Integrationswillen glaubwürdig sein wolle, könne es dies nicht zulassen, so Bahr. Integration heiße auch gleicher Jugendschutz für alle, gleich ob mit oder ohne Migrationshintergrund.

"Zehras Blaue Augen" wurde über den Satelliten Türksat 2A und den türkischen Sender TV5 in Deutschland ausgestrahlt. Zudem ist der Film auch auf DVD in Deutschland erhältlich. Laut Verfassungsschutz gehört der Sender TV5 zur Milli-Görüs-Bewegung, die in Deutschland rund 26.000 Mitglieder hat. Der Sender steht in keinem Zusammenhang mit dem in Deutschland ebenfalls zu empfangenden französischen Sender TV5.

19. Juni 2006

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