Bischof Huber warnt vor Abwertung des Alters im Erwerbsleben

Hannover (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat vor einer Abwertung des Alters im Erwerbsleben gewarnt. Weniger als die Hälfte der deutschen Unternehmen beschäftige heute Menschen über 50 Jahre, sagte der Berliner Bischof am Mittwoch in Hannover: "Der Ausschluss der über 50-Jährigen aus dem Erwerbsleben produziert gesellschaftlich unhaltbare Zustände." Zugleich warb Huber dafür, das Alter als eine "geschenkte Zeit" und als Grund zur Freude zu entdecken: "Das Alter ist ein Segen."

Noch vor wenigen Jahrzehnten hätten viele Menschen das Rentenalter gar nicht erreicht, sagte der Ratsvorsitzende bei einer Veranstaltung der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit. Nach dem Ende des Berufslebens eröffne sich eine neue Lebenszeit voller Chancen und Möglichkeiten. Viele Senioren hätten dann noch zwei Jahrzehnte vor sich. Entgegen dem landläufigen Rollenbild wollten sie sich nicht ins Privatleben zurückziehen: "Sie wollen sich engagieren und nicht nur versorgen lassen."

"Wir brauchen ein neues Altersbild", forderte Huber. Ältere Menschen hätten zahlreiche Gaben und Talente, die es zu fördern gelte: Sie könnten ehrenamtlich Verantwortung für das Gemeinwesen übernehmen. Der Ratsvorsitzende sprach sich dafür aus, Altersgrenzen in Gremien und Vorständen zu überdenken. Vereine, Verbände, Kommunen und auch die Kirchen müssten Älteren Beteiligung, Mitbestimmung und Mitgestaltung ermöglichen.

Der Verwaltungswissenschaftler Helmut Klages aus Speyer sprach bei dem Symposion von einer "stillen Revolution" unter älteren Menschen. Das "gefühlte" und das kalendarische Alter klafften immer mehr auseinander. Während beide in früheren Zeiten noch zusammengefallen seien, fühlten sich 50- bis 59-Jährige heute im Schnitt 6,2 Jahre jünger. Bei den 60- bis 69-Jährigen seien es sogar rund zehn Jahre. Dieses subjektive Empfinden wirke auf die Gesundheit zurück: "Je besser sie sich fühlen, desto länger leben sie."

08. Juni 2006

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