Notfall-Seelsorge sieht sich für WM gut gerüstet

Flensburg (epd). Die kirchlichen und psychologischen Einsatzkräfte sind nach Einschätzung der Notfall-Seelsorge auf mögliche WM-Katastrophen gut vorbereitet. Innerhalb kurzer Zeit können an jedem WM-Stadion 350 ausgebildete Helfer für die psycho-soziale Betreuung bereit gestellt werden, sagte Pastor Ralf Radix (Bielefeld), Vorsitzender der Konferenz der Evangelischen Notfall-Seelsorger, am Mittwoch vor Journalisten in Harrislee bei Flensburg. Mit zahlreichen Übungseinsätzen sei dies belegt worden.

Rund 300 Pastoren, Feuerwehrleute, Psychologen und Rettungsdienstler diskutieren auf dem 9. Bundeskongress für Notfall-Seelsorge noch bis Freitag Fragen der psycho-sozialen Versorgung nach Unglücksfällen. Im September 2007 soll der erste internationale Kongress für Notfall-Seelsorge in Hamburg stattfinden.

Die Notfall-Seelsorge brauche eine klare Organisationsstruktur, sagte Schleswig-Holsteins Landesfeuerwehrpastor Kai Gusek. Neben der seelsorgerlichen Betreuung von Augenzeugen und Leichtverletzten im Stadion müssen die Helfer auch an anderen Orten präsent sein. So seien etwa Pastoren in der Totenablage für kirchliche Rituale gefragt. Für die Betreuung von angereisten betroffenen Angehörigen müssen Dolmetscher am Flughafen bereit stehen.

Die kirchliche Seelsorge hat nach den Worten des Schleswiger Bischofs Hans Christian Knuth viele Rituale, um seelische Verletzungen zu heilen. Sie könne bei Katastrophen helfen, eine allgemeine Verunsicherung und depressive Lähmung aufzufangen. Schleswig-Holsteins Innenminister Ralf Stegner (SPD) unterstrich die Notwendigkeit, ehrenamtliche Helfer und Feuerwehrleute nach belastenden Einsätzen psycho-sozial zu betreuen. Einsatzkräfte seien Menschen und keine "Rettungsroboter".

Die kirchliche Notfall-Seelsorge ist in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland aufgebaut worden. Es gebe heute eine flächendeckende Rufbereitschaft, so Radix. Etwa ein Drittel aller Kirchenkreise habe allerdings große Probleme, diese Rufbereitschaft zu organisieren. Typische Einsätze der Notfall-Seelsorge sind Gespräche mit Beteiligten nach schweren Unfällen, das Überbringen von Todesnachrichten oder die Betreuung von Eltern nach dem plötzlichen Kindstod.

07. Juni 2006

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