Kardinal Karl Lehmann feiert 70. Geburtstag

Merkel: Lehmann ist ein "Freund der Menschen"

Mainz (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Kardinal Karl Lehmann auf dem Festakt zu dessen 70. Geburtstag als "Freund der Menschen" gewürdigt. Lehmann sei einer der bedeutendsten gegenwärtigen Theologen, aber vor allem ein Mensch, der Zweifel ausdrücken könne, ohne sich davon unterkriegen zu lassen, sagte Merkel vor 1.200 geladenen Gästen am Dienstag in Mainz. Der von Politikern gefragte Gesprächspartner entlasse die Politik nie aus ihrer Verantwortung.

Auf dem Festakt, der mit einer Motette des evangelischen Kirchenmusikers Heinrich Schütz eröffnet wurde, gratulierten zahlreiche Vertreter aus Politik und Kirchen dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Altbundeskanzler Helmut Kohl (CDU) bezeichnete es als wichtigste Eigenschaft Lehmanns, dass er Pastor geblieben sei. Lehmann sei kein neuer "Fürstbischof", sondern Geistlicher der Gemeinde und ein Bürger, der sein Vaterland liebe.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, würdigte das Eintreten Lehmanns für die Ökumene. Der Kardinal habe den Dialog der Kirchen aus theologischer Substanz heraus geprägt. "Ihr Sinn für verschiedenartige Spiritualitäten und Ihr anhaltender Reformernst machen Sie zu einem idealen Partner auf der gemeinsamen ökumenischen Wanderschaft", sagte Huber.

Kurienkardinal Walter Kasper nannte den Jubilar in seiner Laudatio einen Mann des geduldigen Dialogs. "Beständigkeit, Standfestigkeit, Verlässlichkeit und Treue zeichnen ihn aus." Lehmanns Äußerungen haben nach den Worten von Kasper nicht allen in der Kirche gleich gut gefallen. Der Mainzer Bischof habe es an Loyalität gegenüber dem Papst nicht fehlen lassen. "Er hat Vielen Mut gemacht, in der Kirche zu sein und in der Kirche zu bleiben."

Wenn manches im ökumenischen Verhältnis der Kirchen gegenwärtig in Deutschland nicht so laufe, wie es sollte, sei dies nicht Lehmanns Schuld, sagte Kasper. Es sei falsch, bestehende Unterschiede mit faulen Kompromissformeln zuzudecken. Aber ebenso falsch sei es, erreichte Annäherungen wieder in Frage zu stellen: "Wir wollen Partner mit Profil."

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident und SPD-Vorsitzende Kurt Beck hob die tiefe Zuneigung der Bürger zu Lehmann hervor. Der Kardinal stehe für eine Kirche, die Präsenz in allen gesellschaftlichen Bereichen zeige und sich der Alltagssorgen der Menschen annehme. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte, Lehmanns Rat werde von Verantwortlichen in der Politik hoch geschätzt.

Bundespräsident Horst Köhler übermittelte Glückwünsche per Telegramm. Viele Menschen in staatlicher Verantwortung seien dankbar für Lehmanns Rat. Lehmann schloss selbst mit Sätzen eines Gebetes von Albert Schweitzer: "Niemand wird alt, weil er eine Anzahl Jahre hinter sich gebracht hat. Man wird nur alt, wenn man seinen Idealen Lebe wohl sagt." Vor dem Festakt wurde im vollbesetzten Mainzer Dom ein Gottesdienst mit zahlreichen Vertretern der katholischen, evangelischen und orthodoxen Kirchen gefeiert.

16. Mai 2006

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