Geheimbünde gehen immer - Der Verschwörungsfilm "The Da Vinci Code - Sakrileg" startet am Donnerstag in den Kinos

Frankfurt a.M. (epd). Verschwörungen, Geheimbünde, dunkle Pläne - das Kino hat sich schon immer gern mit solchen Themen beschäftigt. Verschwörungstheorien bieten eine willkommene Gelegenheit zur Flucht aus der Realität des Alltags. Diesem Genre ist auch der Film "The Da Vinci Code - Sakrileg" nach dem weltweit millionenfach verkauften Bestseller-Roman von Dan Brown verpflichtet. Kinostart des wegen seiner obskuren Theorien zu Jesus und der Kirche heftig umstrittenen Films ist am Donnerstag.

Religion und Politik bieten für Verschwörungen die beliebtesten Schauplätze. So kamen nach dem Terror des 11. September 2001 verstärkt Filme ins Kino, die auf dem wachsenden Misstrauen der US-Bürger gegenüber ihrer Regierung basieren: So vor anderthalb Jahren "The Manchurian Candidate", die Neuverfilmung eines Stoffes aus dem Jahr 1962. Er erzählt von einem Marionetten-Politiker, der von einem finsteren Konzern ins Weiße Haus und das Amt des Vizepräsidenten gehievt werden soll.

Schon immer waren die politischen Verschwörungsfilme Krisensymptome: die Original-Version des "Manchurian Candidate" war eine Reaktion auf die Kuba-Krise. Klassiker wie "Die Unbestechlichen" verarbeiteten Vietnam-Krise und Watergate-Skandal der 1970er Jahre. Ein Highschool-Film wie "The Skulls" von 2000 zeigt politische Geheimgesellschaften, die an Elite-Universitäten neue Rekruten werben. Vorlage waren echte Studentenbünde mit verschwörerischen Zügen.

Im deutschen Film ist das Thema der politischen Verschwörung nicht vergleichbar präsent. Filme über die DDR-Staatssicherheit wie das gerade ausgezeichnete Werk "Das Leben der Anderen" bemühen sich gerade, das Geheimbündlerische zu entmythologisieren und möglichst nah an der oft banalen Wirklichkeit zu bleiben.

Mit antikirchlichen, freimaurerischen Freidenkern, die angeblich seit dem 18. Jahrhundert Staat und Kirche unterwandern und wahlweise nach Gedankenfreiheit oder absoluter Macht streben, ist das Gebiet der religiösen Verschwörung erreicht. Hierher gehört "Sakrileg". In dem Film geht es - wie bei der politischen Verschwörung - um das Misstrauen des einzelnen gegenüber der Macht - nur dass es nicht die politischen Gruppierungen sind, die hinter den Kulissen der Regierung die Strippen ziehen, sondern die höhere Macht beziehungsweise die höheren Mächte.

Dass es besonders oft der christliche Glaube ist, der als Verschwörung dunkler Mächte neu gedeutet wird, erklärt sich der Filmkritiker Georg Seeßlen ganz prinzipiell mit dem christologischen Dilemma: "Dass Jesus weltlicher Held und Gott in einem ist, lässt sich weder in einem Bild noch in einem Text wirklich darstellen." Deswegen werde Glaube neu gedeutet als Verschwörungsfantasie, als Kampf des Guten mit dem Bösen.

Immer wieder bricht auch der Teufel in anscheinend heile Familien ein, so in dem Klassiker "Rosemary's Baby" von Roman Polanski aus dem Jahr 1968. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, wenn der Teufel als Anwalt auftritt, der die Geschäftswelt im festen Griff hat ("Im Auftrag des Teufels", 1997). In "Stigmata" (1999) wird eine junge Atheistin, die plötzlich die Wundmale Christi trägt, durch geheime Dokumente aus dem Vatikan gerettet. In "Die neunte Pforte" (1999), wiederum von Roman Polanski, ist es der Teufel, der aus einem geheimnisvollen Buch in die Welt kommen möchte.

"Sakrileg" steht in dieser Tradition. Auch dieser Film versteht Religion als Verschwörung und bedient die klassischen Muster des Verschwörungsfilms. Aber wenn Regisseur Ron Howard betont, er habe hauptsächlich eine Reise seiner Helden zu Erkenntnis und durch persönliche Prüfungen verfilmt, legt er die Verwandtschaft nahe zum eher humoristischen Zweig des Verschwörungsfilmes: zur Verschwörung als Schatzsuche, wie sie die "Indiana Jones"-Filme von Steven Spielberg mit ihrer mit Action geladenen Suche nach wundertätigen Reliquien wie dem Heiligen Gral oder der Bundeslade zeigen.

16. Mai 2006