EKD-Kirchenamtspräsident fordert mehr politische Zurückhaltung

Kiel (epd). Der Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hermann Barth, hat von evangelischen Repräsentanten mehr Zurückhaltung in politischen Fragen gefordert. Es sei nicht Aufgabe der Kirche, die Tagespolitik zu kommentieren, sagte Barth am Donnerstagabend in Kiel. "Das öffentliche kirchliche Wort muss rarer werden." Die Menschen erwarteten, dass Kirche vor allem über "Glaubenssachen" spreche. Wenn die Kirche zu Heil, Schuld und Vergebung nicht auskunftsfähig sei, würden andere diese Themen übernehmen, "bis hin zu den Talk-Shows im Fernsehen".

Zwar dürfe sich die Kirche nicht von politischen Streitfragen der Gesellschaft fernhalten sagte Barth weiter. In ihren Beiträgen müsse aber erkennbar bleiben, was ihr Zentrum sei. Kirche sei politischer Akteur, aber keine politische Partei. Die evangelische Kirche gebe mit ihren Positionen den Menschen Ratschläge, die Raum für das eigene Urteil böten. Dabei wolle sie nicht bevormunden.

Die moderne Mediengesellschaft stelle die evangelische Kirche vor besondere Herausforderungen, sagte Barth. Ihre fundierten Stellungnahmen würden meist in anonymen Gremien erarbeitet und zielten auf Konsens. Die Aufmerksamkeit der Medien werde aber vor allem durch Konflikt geweckt. Auch habe die evangelische Kirche eine Scheu, Führungsfiguren herauszustellen. Die katholische Kirche mit ihrer Hierarchie sei dagegen wie für die Mediengesellschaft geschaffen. Medienereignisse wie den Papstbesuch sollten die Protestanten jedoch mit Gelassenheit sehen und sich "an der Stärke des anderen freuen".

12. Mai 2006

Der Vortrag des EKD-Kirchenamtspräsidenten im Wortlaut

Kirchenamtspräsident Dr. Hermann Barth