Neuer EKD-Propst Gräbe in Jerusalem wird eingeführt

Frankfurt a.M./Jerusalem (epd). Pfarrer Uwe Gräbe (40) wird an diesem Sonntag als neuer Propst der deutschsprachigen evangelischen Erlösergemeinde in Jerusalem eingeführt. Gräbe, zuletzt Pastor in Edewecht bei Oldenburg, übernimmt die Nachfolge des württembergischen Theologen Martin Reyer. Das Propstamt in Jerusalem, zu dem auch die deutschsprachige Gemeinde in der jordanischen Hauptstadt Amman gehört, gilt als einer der wichtigsten Auslandsposten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der in Abstimmung mit der evangelischen Jerusalemstiftung besetzt wird.

Der neue Jerusalemer Propst verfügt über solide Erfahrung in Nahost. Im Rahmen seines Studiums der Theologie und Judaistik nahm er am "Studium in Israel" 1988/89 teil. Nach mehreren Studienaufenthalten am Al Liqa'-Zentrum in Bethlehem zwischen 1995 und 1998 promovierte er über Strömungen palästinensischer Theologie. Zuletzt war er auch Mitglied der EKD-Synode.

Als seine vorrangige Aufgabe bezeichnet es der neue Propst, die evangelische Präsenz im Heiligen Land stärker zu vernetzen. Neben der Kaiserin-Auguste-Victoria-Stiftung mit der Himmelfahrtkirche, dem Krankenhaus und der Pilgerseelsorge auf dem Ölberg gehören dazu die Evangelische Jerusalemstiftung mit der Erlöserkirche und dem Hospiz in der Altstadt sowie das Deutsche Evangelische Institut für Archäologie in Jerusalem und dessen Filiale in Amman. "Evangelisch in Jerusalem" umschreibt Gräbe den Arbeitstitel für dieses Vorhaben zur Bündelung der evangelischen Aktivitäten.

Daneben sieht er im Ausbau der Beziehungen zu den israelischen Partnern sowie zu den griechischen, armenischen, römisch-katholischen, anglikanischen Kirchen und der lutherischen einheimischen Schwesterkirche eine vorrangige Herausforderung.

Nach der Regierungsbildung in Israel und in den palästinischen Autonomiegebieten erhofft sich der EKD-Auslandspfarrer zudem eine "Überwindung der derzeitigen Sprachlosigkeit" auf palästinensischer Seite sowie einen Verzicht auf einseitiges israelisches Vorgehen. Nur so seien auf mittlere Sicht Fortschritte in der aktuell schwierigen Phase des Nahost-Konflikts zu erreichen.

Die Wurzeln der Propstei gehen auf das Jahr 1841 zurück, als unter Schirmherrschaft des preußischen Königs und der Königin von England ein gemeinsames Bistum gegründet wurde, das sich aber im Jahr 1889 in einen englischen und einen deutschen Zweig aufspaltete. Seit 1898 führt der Pastor aus Deutschland den Titel "Propst". Seine Aufgaben sind vergleichbar denen eines Weihbischofs in der anglikanischen Kirche oder eines Bischofs in einigen orthodoxen Kirchen. Die deutschsprachige Erlösergemeinde, die als wichtige Adresse für Pilger und Touristen gilt, zählt mehr als 200 Mitglieder, darunter Diplomaten und Vertreter deutscher Firmen sowie im Heiligen Land dauerhaft lebende Deutsche.

11. Mai 2006

Weitere epd-Meldungen