Internet als Begegnungsforum für Religionen nutzen

Berliner Tagung "Kinder und Internet in Europa"

Berlin (epd). Das Internet könnte nach Auffassung von Johanna Haberer, Erlanger Professorin für christliche Publizistik, das ideale Begegnungsforum für Religionen sein. "Religion initiiert Werte und Orientierungen und vermittelt ein Gefühl von Beheimatung", sagte Haberer am Freitag bei einer Tagung in Berlin. Doch nur wenige Webseiten beschäftigten sich mit dem Thema. Die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) und der Bundeszentrale für politische Bildung organisierte Tagung "Kinder und Internet in Europa" behandelte die europäischen Bemühungen um Harmonisierung des Jugendmedienschutzes.

Haberer sagte weiter, Kinder und Jugendliche zeigten ein großes Interesse am Thema Religion. Sie hob in diesem Zusammenhang die Internet-Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender hervor. Michael Birgden vom Evangelischen Kirchenverband Köln erklärte, die Religionsgemeinschaften selbst hätten "die Bedeutung des Internet für Kinder noch gar nicht begriffen".

Nach Auffassung von Burkhard Fuhs, Professor für Lernen und Neue Medien an der Universität Erfurt, suchen Kinder im Internet nach Vorbildern, Helden, Unterhaltung und Bildung. Kinder suchten nicht von sich aus nach problematischen Inhalten, sagte Fuhs, der das Verhalten von Kindern im Internet für eine Studie beobachtet hat. Der EKD-Rundfunkbeauftragte Bernd Merz betonte, es sei wichtig, "Orte im Internet zu schaffen, an denen Kinder und Jugendliche nicht nur Konsumenten sind".

Die Aktivitäten der Medienpädagogik blieben "weit hinter den politischen Forderungen des Jugendschutzes zurück", kritisierte der KJM-Vorsitzende Wolf-Dieter Ring mit Blick auf die geringe finanzielle Unterstützung von Medienkompetenz-Aktivitäten durch die Länder. Thüringen gelte in dieser Beziehung als Musterland, hob Roland Rosenstock, Professor für Religionsdidaktik und Medienforschung an der Universität Greifswald, hervor.

Ring forderte außerdem eine verstärkte Koregulierung, die zu gleichen Teilen aus einer Selbstregulierung der Unternehmen und Inhalte-Anbieter sowie aus der Selbstverantwortung der Nutzer zu bestehen habe. Insbesondere bei nicht-linearen Diensten wie dem Mobilfunk, dessen Inhalte aktiv abgefragt werden müssen, fehle bislang eine gesetzliche Grundlage, um gegen illegale, den Jugendschutz und die Menschenwürde verletzende Inhalte vorgehen zu können.

Dass Europa sich seit längerem um Jugendschutz im Internet bemüht, hob Horst Forster, Direktor Informationsgesellschaft und Medien der EU-Kommission, hervor und verwies auf das Portal Klicksafe.de, das in mehreren EU-Staaten ein Bewusstsein für die Gefahrenquellen im Internet schaffen will. Nur in Ausnahmefällen gelangten Minderjährige auf illegale und gefährliche Webseiten, bei denen eine bessere Aufsicht durch die Eltern gefragt sei.

08. Mai 2006

Weitere epd-Meldungen