Kirchen eröffnen "Woche für das Leben"

Huber: Kinder sind Geschenk Gottes - Kardinal Lehmann fordert mehr Anerkennung für Mütter

Stuttgart (epd). Die beiden großen Kirchen haben am Samstag in Stuttgart ihre "Woche für das Leben" eröffnet. Die Aktion will unter dem Motto "Von Anfang an uns anvertraut" bis zum 6. Mai für eine kinderfreundlichere Gesellschaft werben. "Kinder sind ein Geschenk Gottes", erklärten der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, gemeinsam im ökumenischen Eröffnungsgottesdienst.

Bischof Huber kritisierte die hohe Zahl von Schwangerschaftsabbrüchen und Spätabtreibungen in Deutschland. In der Nachbarschaft oder im Stadtviertel müsse signalisiert werden: "Ein Kind ist uns willkommen." Kinder seien jedoch kein Mittel zum Zweck und nicht dazu da, "unsere Rente zu sichern", betonte Huber. Gott habe den Menschen vielmehr die Verantwortung übertragen, für das Leben in allen Phasen zu sorgen.

Kardinal Lehmann warnte mit Blick auf die Planbarkeit der Geburt durch Empfängnisverhütung oder künstliche Befruchtung davor, ein Kind als "Produkt" zu betrachten. Auch "die pränatale Diagnostik, die gewiss in hohem Maß auch zum Austragen eines Kindes ermutigen kann, darf hier nicht zu einer Art Selektionsmedizin werden." Allerdings verbiete der christliche Glaube nicht, dass Mann und Frau sich über Zeitpunkt und Zahl ihrer Kinder verständigten, machte Lehmann zum Thema Familienplanung nach einem vorab veröffentlichten Redetext deutlich.

Die Bereitschaft zu Kindern sei bei Männern deutlich geringer als bei Frauen, beklagte Bischof Huber: "Die Verantwortung der Männer muss neu zum Thema werden." Die Schwierigkeit, eine feste Arbeitsstelle und ein sicheres Einkommen zu finden, verhindere oft die Familiengründung, räumte Huber ein. Solche "ernst zu nehmenden Sorgen" dürften Männer jedoch nicht am "Glück einer Vaterschaft" hindern.

In der aktuellen Debatte über Elterngeld und Familienpolitik, fügte Kardinal Lehmann hinzu, dürfe nicht übersehen werden, dass die Gesellschaft den Müttern viel zu wenig finanzielle und menschliche Anerkennung zuteil werden lasse. Hier sei auch die Verlässlichkeit und Geborgenheit von Seiten des Mannes und der ganzen Familie gefragt. Man dürfe nicht "zuerst oder gar alles vom Staat und caritativen Einrichtungen erwarten".

Die Woche für das Leben ist eine bundesweite ökumenische Aktion der Deutschen Bischofskonferenz und der EKD. Sie geht auf eine Initiative der Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zurück. 1994 hat sich der Rat der EKD dieser Aktion angeschlossen. Die Kirchen wollen damit einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung für den Wert und die Würde des menschlichen Lebens leisten.

29. April 2006

Begrüßung im Eröffnungsgottesdienst von Bischof Wolfgang Huber

Predigt im Eröffnungsgottesdienst von Karl Kardinal Lehmann

Statement von Bischof Wolfgang Huber im Pressegespräch am 29. April

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