Kirchen und deutsche Rabbiner vereinbaren intensive Kooperation

Berlin (epd). Die beiden großen Kirchen und die jüdischen Rabbiner in Deutschland haben bei ihrem ersten Treffen auf Spitzenebene seit dem Zweiten Weltkrieg eine intensive Zusammenarbeit vereinbart. Juden und Christen könnten Verbündete werden, die "Schulter an Schulter" ständen, sagte der römische Kurienkardinal Walter Kasper bei einem Festakt im Anschluss an das einstündige Treffen am Donnerstagabend in Berlin.

Kasper, der im Vatikan für die religiösen Beziehungen zum Judentum zuständig ist, erinnerte an die schwierige Geschichte von Christen und Juden. Erst 1965 habe die katholische Kirche gegenüber den Juden die "Sprache der Verachtung" aufgegeben. Diesen Weg der Versöhnung gelte es fortzusetzen und abzusichern. Kasper sprach sich dafür aus, Rabbinern und Priestern ein Basiswissen über die jeweils andere Religion zu vermitteln. Auch eine theologische Auseinandersetzung zwischen Juden und Christen müsse stattfinden.

Landesrabbiner Henry Brandt, zugleich jüdischer Präsident des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit, sagte, es sei die Zeit gekommen, um eine Brücke über die Jahrtausende alte Kluft zwischen Christen und Juden zu schlagen. Brandt sprach von einer "historischen Begegnung". Angesichts des neuen Antijudaismus bei muslimischen Extremisten würden die Beziehungen zwischen Christen und Juden vielleicht einmal getestet. Er habe jedoch das Gefühl, "dass Sie uns dieses Mal nicht alleine lassen", sagte Brandt an die Kirchen gerichtet und in Erinnerung an deren Versagen während des Nationalsozialismus.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, sagte, mit der Begegnung sei ein neues Kapitel im Verhältnis von Christen und Juden eröffnet worden. Beide Seiten seien gewillt, nicht nur über gesellschaftliche und politische Fragen zu sprechen, sondern auch über ihre gemeinsamen geistlichen Grundlagen. Dies sei ein Hoffnungszeichen. Das Treffen habe der "Geschwisterlichkeit beider Religionen sichtbaren Ausdruck gegeben".

Das Treffen war auf Initiative der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit zustande gekommen und fand im Rahmen der "Woche der Brüderlichkeit" statt.


10. März 2006

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