Kinderkirche auf vier Rädern

"St. Pinguin" wird vom Trecker über Insel Pellworm gezogen

Von Thomas Morell (epd)

Pellworm (epd). Wenn Pastor Manfred Adam einen Kindergottesdienst feiern will, braucht er für seine Kirche erst einmal einen Trecker. "St. Pinguin" war früher einmal ein Bauwagen und ist jetzt die dritte Kirche auf der Nordsee-Insel Pellworm. Die kleine Kirche wird neben ganzjährigen Gottesdiensten für die Insel-Kinder im kommenden Sommer erstmals auch ein Programm für kleine Touristen anbieten.

Im Frühjahr vorigen Jahres war Pastor Adam die Idee mit der mobilen Kinderkirche gekommen. Genutzt worden war der alte Bauwagen früher von den Deichbau-Arbeitern. Adam fand in seiner Gemeinde viele ehrenamtliche Helfer, die sich mit Engagement an die Arbeit machten. Der Bauwagen wurde gereinigt, gegen Rost geschützt und bemalt. Elektrik und Reifen wurden erneuert, damit er auf der Straße bewegt werden darf. Inzwischen hat "St. Pinguin" auch einen kleinen Kirchturm mit Glocke. Adam: "Kirchensteuern haben wir nicht gebraucht."

Tatkräftige Unterstützung kam auch von den Inselkindern. Die Decke wirkt wie ein Gewölbe mit goldenen Sternen. Auch Säulen sind angemalt. Die Fensterläden sehen so aus, als wären es Spitzbogenfenster mit kleinen Scheiben. Zwei getöpferte Kreuze aus Ton hat Architektin Monika Zabel in Kindernasenhöhe angebracht. Adam: "Es sieht nicht nur aus wie eine Kirche, es ist eine Kirche." Die Pastorenfamilie sei ganz traurig gewesen, als die Kinderkirche dann von ihrem Haus abgeholt wurde.

Rund 20 Kinder haben auf den beiden Bänken in "St. Pinguin" Platz. Ein kleiner Holzofen sorgt für gemütliche Wärme. Eine Kanzel gibt es nicht. Wenn sich Pastor Adam bei seinen Gottesdiensten zwischen die Kinder setzt, hat er meist seine Gitarre dabei, singt und erzählt dazu Geschichten aus der Bibel. Erwachsene dürfen nur zu Besichtigungszwecken mal hineinschauen. Nachdem die Kinderkirche über die Festtage geschlossen war, gibt es am 8. Januar den ersten Gottesdienst zum Dreikönigsfest.

Rund 150 Kinder leben normalerweise auf der bis zu neun Kilometer langen Insel im schleswig-holsteinischen Wattenmeer. Im Sommer wird es dann voller. Bis zu 10.000 Gäste, überwiegend Familien, suchen dann auf Pellworm Erholung bei Sonne und Wind. Auch für sie wird es dann ein Kinderprogramm mit Gute-Nacht-Geschichten in "St. Pinguin" geben.

Auf der Wetterfahne und den Spendendosen sind viele Pinguine zu sehen. Daneben finden sich auch Wale und andere Motive aus dem Eismeer in der Kirche. "St. Pinguin" sei eben keine dieser erhabenen und Furcht einflößenden Kirchen, sagt Pastor Adam. "Die Kinder sollen sich darin wiederfinden." Mit dem Transport hat er bisher keine Probleme gehabt: In der Gemeinde gibt es genug nette Landwirte, die die kleine Kirche vor dem Gottesdienst an den Haken nehmen.

04. Januar 2006

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