Evangelische Internetarbeit steht vor einer Neuausrichtung

Frankfurt a.M. (epd). Zehn Jahre nach ihrer Gründung steht die Internetarbeit der evangelischen Kirche vor einer Neuausrichtung. Die schon vorhandene Vielfalt kirchlicher Angebote solle besser vernetzt werden, sagte der Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), Jörg Bollmann, dem epd am Mittwoch in Frankfurt.

Ziel sei "ein klar definiertes Portal", das religiös interessierten Menschen helfe, gute Inhalte im Internet aufzufinden "und zu verstehen", wie Bollmann betonte. Der Pressesprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hans-Christof Vetter, sagte, die Internetarbeit der Kirche biete die von ihr aufbereiteten Inhalte auch säkularen Online-Medien an, um auch kirchenferne Menschen zu erreichen.

So werde die aktuelle Aktion www.advent-ist-im-dezember.de von großen Familien-Portalen wie T-Online, web.de und lycos.de übernommen und auf deren Seiten integriert. Dank dieser Zusammenarbeit erreiche man hohe Nutzerzahlen. GEP-Direktor Bollmann sagte: "Uns geht es in erster Linie um Reichweite, darum, Menschen mit evangelischen Inhalten zu versorgen."

Zur Neuausrichtung der evangelischen Internetarbeit gehört auch die Nutzung neuer Techniken. So wurden Redebeiträge der jüngsten EKD-Synode in Berlin via Internet zum Abruf im so genannten Podcasting-Verfahren angeboten. Interessierte konnten dann Ansprachen zum Beispiel des EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber auf ihren MP3-Playern hören. Aus dem Stand heraus wurden 3.000 Audioabrufe erzielt, was als Erfolg gewertet wird. Verse aus der Bibel werden seit kurzem auch über SMS angeboten. Unterstützt wird dies vom Fernsehsender RTL.

Bollmann und Vetter, die die kirchliche Internetarbeit koordinieren, stellen sich schon jetzt auch auf die wachsende Breitbandigkeit des Internets ein. Die Möglichkeiten hoher Abrufgeschwindigkeiten und Datenmengen führten dazu, dass die Online-Nutzer von morgen weniger Text als vielmehr bewegte Bilder erwarteten. Auch hier wolle die Kirche vorbereitet sein. "Die Produktionsmöglichkeiten sind vorhanden", sagte Bollmann.

EKD-Sprecher Vetter betonte, die Arbeit der Kirche in den neuen Medien bleibe immer "theologisch verantwortet" und sei keine technische Modeerscheinung. Der Glaube solle auf allen möglichen Plattformen präsent sein. Dabei gebe es aber Grenzen der Vertretbarkeit. "Wir machen nicht jeden Flohzirkus mit", sagte Vetter.

Die beiden Verantwortlichen für evangelische Publizistik äußerten sich im Hinblick auf die Fachtagung "eCommerce, eBay und eGott?", zu der am Donnerstag und Freitag in Hannover 130 Gäste aus Kirche und Online-Medien erwartet werden. Thema der von EKD und GEP veranstalteten Expertentagung ist die Stellung der Kirche "im umkämpften Online-Medien-Markt".

16. November 2005

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