Bischof Huber fordert aufrichtigeren Dialog mit Islam

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, hat einen aufrichtigeren Dialog mit dem Islam gefordert. Auch über die Religionsfreiheit und die Rolle der Scharia, des islamischen Rechts, müsse offen diskutiert werden, sagte Huber am Montag in Berlin bei einer Tagung der Friedrich-Naumann-Stiftung. Die Dialogkultur mit dem Islam sei in Deutschland zwar auf dem richtigen Weg, aber noch nicht ausreichend, so Huber. Es sei zu einfach, zu betonen, dass Christentum, Judentum und Islam abrahamitische Religionen seien und damit sei alles gut. Die Gottesbilder und damit auch die Werte seien sehr unterschiedlich.

Es müsse diskutiert werden, wie weit die Religionsfreiheit im Islam gehe und inwieweit ein Religionswechsel ermöglicht werde. Es reiche ihm auch nicht, wenn Muslime in den Ländern, in denen sie in der Minderheit seien, lediglich akzeptierten, dass die Scharia dort nicht gelte, betonte der oberste Repräsentant der evangelischen Christen in Deutschland.

Der ehemalige FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff betonte die Bedeutung einer zentralen Vertretung der Muslime in den europäischen Ländern. Ein gewählter Rat der Muslime wäre Lambsdorff zufolge ein geeignetes Instrument, um den Dialog mit den staatlichen Institutionen in Deutschland zu verbessern. Den Muslimen könnten Privilegien eingeräumt werden, die aber nicht die Prinzipien der europäischen Demokratien in Frage stellen dürften.

Die Glaubensgrundsätze des Islam seien zu schützen, die archaischen Traditionen jedoch nicht zu akzeptieren, meinte Lambsdorff und zählte dazu unter anderem Zwangsehen, Ehrenmorde und die Erziehung zu Intoleranz. Zudem forderte der FDP-Politiker, dass mehr Muslime in Deutschland eingebürgert werden sollten. Sie seien bislang als Wählerpotenzial für die Politik uninteressant. Daher würden ihre Interessen kaum beachtet.Der ehemalige Präsident Indonesiens, Bacharuddin Jusuf Habibie, sagte, dass nur ein kleiner Teil der Muslime in Europa ihren Glauben praktizierten. Der Fanatismus sei daher nicht ein Problem der Religion, sondern der Menschen. Wenn europäische Politiker von islamischen Terrorgruppen sprächen, sei dies kontraproduktiv.

15. August 2005

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