Tagung: Kirchen verzeichnen wachsendes Interesse an Gottesdiensten

Dresden (epd). Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben angesichts akuter Katastrophen eine zunehmende Sehnsucht nach Gottesdiensten registriert. Gerade nach Terroranschlägen und Naturkatastrophen suchten "aufgewühlte und verängstigte Gemüter nach einem Halt" und einer "Gemeinschaft im Leid", sagte der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Hans Christian Knuth (Schleswig), am Montag vor einer internationalen Liturgie-Fachtagung in Dresden. Trotz "aller Distanziertheit zum Glauben und zur Kirche" und "trotz aller Medienvielfalt" sei der Gottesdienst "unersetzbar und unvergleichlich", fügte der Bischof hinzu. Nach Ansicht des katholischen Theologen Martin Stufflesser (Münster) ist Kirche eine "Kontrastgesellschaft". In der modernen Gesellschaft suchten die Menschen "Gegensätzliches" zum Alltag und "Momente der Besinnung". Wegen eines "Wiedererkennungseffektes" werde sogar die Praxis von "starren und antiquierten" Ritualen" geschätzt. Dennoch bemühten sich die Kirchen um neue Formen des Gottesdienstes.

Alte Rituale dürften nicht zu Langeweile führen, sagte der Präsident des Liturgie-Kongresses, Ottfried Jordahn. Deshalb sind nach den Worten des VELKD-Liturgiereferenten Hans Krech auch "neue Wege zur Gestaltung des Raumes und der Kleidung" nötig. Die VELKD ist ein Zusammenschluss von acht lutherischen Landeskirchen und zählt rund elf Millionen Gemeindemitglieder.

Der Kongress zur Gestaltung des Gottesdienstes in Dresden vereint bis Samstag mehr als 200 evangelische, katholische und orthodoxe Geistliche sowie Liturgiewissenschaftler aus aller Welt. Im Zentrum der 20. Fachtagung der ökumenischen "Societas Liturgica" steht den Angaben zufolge "die verwandelnde und heilende Kraft der Liturgie in einer gebrochenen Welt". Während der Tagung, die seit 1967 alle zwei Jahre veranstaltet wird, sind öffentliche Andachten und Gottesdienste nach byzantinischer, katholischer und anglikanischer Ordnung in mehreren Dresdner Kirchen vorgesehen.

08. August 2005

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