EKD: Auch 60 Jahre nach Hiroshima bedrohen Atomwaffen die Welt

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat zum 60. Jahrestag der Zerstörung Hiroshimas der Staatengemeinschaft vorgeworfen, die Kontrolle von Atomwaffen zu vernachlässigen. «Die Vorstellung, dass Atomwaffen seit dem Ende des Kalten Kriegs ihre Gefährlichkeit verloren haben, ist durch nichts gerechtfertigt», erklärte der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, in einem vorab veröffentlichten Redetext zum Gedenktag an diesem Samstag.

Auch Deutschland, das im Rahmen der UN mehr Verantwortung übernehmen wolle, müsse sich verstärkt für die Abschaffung dieser verheerenden Waffen einsetzen. Die Geschichte der Kriege sei eine Geschichte der Grausamkeiten, so Huber weiter. «Aber nichts in dieser Geschichte ist den Bomben auf Hiroshima und Nagasaki zu vergleichen.» An dieser Bombe sei der Menschheit zu Bewusstsein gekommen, dass sie selbst die Mittel habe, das Leben auf dem Erdball zu vernichten, fügte er hinzu. Der Gedanke, dass der Mensch seiner Geschichte selbst ein Ende machen kann, habe einen Namen. «Er heißt Hiroshima», so der Repräsentant von rund 26 Millionen Protestanten in Deutschland.

In der Bombe, die am 6. August 1945 von den USA auf Hiroshima abgeworfen wurde, scheine «alle Bosheit, die menschliche Vernichtungswut sich ausdenken mag» vereinigt zu sein. Das Risiko, dass diese Waffen versehentlich gezündet werden, bestehe weiter, so Huber, der seine Ansprache an diesem Samstag in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche halten will.

Es gebe zudem keinen Grund, nur über die Atomwaffen Nordkoreas oder Pakistans zu reden. Wer deren Verfügungsgewalt über Atomwaffen verhindern oder beenden wolle, müsse auch selbst zu ihrem Abbau bereit sein. Heute gebe es allein in den USA etwa 4.500 strategische, offensiv einsetzbar nukleare Sprengköpfe. Davon könnten 2.000 innerhalb von fünfzehn Minuten eingesetzt werden. Jeder von ihnen habe die zwanzigfache Sprengkraft der Bombe von Hiroshima. Russland besitze etwa 3.800 Nuklearwaffen, Großbritannien, Frankreich und China jeweils zwischen 200 und 400, Indien und Pakistan unter 100.

Noch immer bestehe die Nuklearpolitik des Kalten Krieges fort, kritisierte Bischof Huber. Dies zeige das Scheitern der UN-Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag im Mai 2005. Noch immer könne die atomare Vernichtung vom Handeln weniger abhängen. Nur wenn die Dringlichkeit des Themas wahrgenommen werde, lasse sich auf eine Änderung hoffen. Huber: «Nur dann behält das Scheitern des Atomwaffensperrvertrags nicht das letzte Wort.»

05. August 2005

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