Amtsverständnis und Abendmahl

Evangelische Kirche begrüßt Ökumene-Treffen mit dem Papst und will Differenzen ansprechen

Von Ingo Lehnick (epd)

Köln (epd). Die Wogen zwischen evangelischer und katholischer Kirche im Vorfeld der Papst-Visite in Deutschland haben sich vorerst geglättet. Im Rahmen des Besuchs werde es ein "großes ökumenisches Treffen" geben, kündigte der Generalsekretär des Weltjugendtags, Heiner Koch, am Mittwoch in Köln an. Der Wellenschlag der vergangenen Wochen um diese Begegnung, "über die so viel spekuliert worden ist", ist dem Prälaten im Nachhinein "schwer verständlich". Das Treffen habe erst nach der Bestätigung durch den Vatikan veröffentlicht werden können, sagte er.

"Die Vorgeschichte ist unwürdig", befand dagegen noch vor wenigen Tagen der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Rolf Koppe. Vielen sei schleierhaft, warum es so schwierig gewesen sei, eine Einladung an die Protestanten auszusprechen, so der Ökumene-Experte. "An der EKD, der rheinischen Kirche oder der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen liegt es nicht."

Der rheinische Präses Nikolaus Schneider, der auch dem Rat der EKD angehört, erhielt erst vor gut zwei Wochen ein Signal, dass es eine Ökumene-Begegnung mit dem Papst geben solle: Nachdem er in einem Interview seine Enttäuschung über eine fehlende Einladung geäußert hatte, informierte ihn Prälat Koch prompt telefonisch über den Stand der Planungen.

Dass es diese Begegnung des Papstes mit rund 30 Ökumene-Vertretern am 19. August geben soll, sei "mit Blick auf die evangelisch-katholische Ökumene das angemessene Zeichen", meint der Sprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland, Jens Peter Iven. "Wir werden das Gespräch nutzen, um die dringenden Fragen, die zwischen uns stehen, anzusprechen", kündigte er auf epd-Anfrage an.

Dabei werde es um Fragen wie Amtsverständnis und Abendmahls-Gemeinschaft gehen, "gerade auch mit Blick auf die Menschen, die in konfessionsverschiedenen Ehen und Partnerschaften leben". Präses Schneider will den Papst danach fragen, ob er die Ökumene mit den Protestanten tatsächlich vorantreiben will oder ob es ihm in erster Linie um eine weitere Annäherung mit den orthodoxen Kirchen geht, wie es der Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, in einem Interview nahe legte.

Auch EKD-Bischof Koppe nennt vor dem Gespräch mit Benedikt XVI. die Frage der eucharistischen Gastfreundschaft der katholischen Kirche "zumindest bei bestimmten Gelegenheiten" als ein zentrales Anliegen der deutschen Protestanten. Zudem halte er es für wünschenswert, wenn "die evangelische Kirche nicht nur als Gemeinschaft, sondern als Kirche anerkannt würde". Kardinal Meisner mahnt indes, die gute Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche dürfe nicht über theologische Differenzen hinwegtäuschen. Es müsse klar benannt werden, "was uns noch trennt".

Die evangelisch-katholische Ökumene verlange derzeit "hohe Sensibilität", meint Prälat Koch vor allem mit Blick auf die Aufregungen der vergangenen Wochen. Und Präses Schneider nimmt ein Stottern des Ökumene-Motors wahr. Im August kann er die weitere Entwicklung mitgestalten, wenn er außer an dem Ökumene-Treffen auch an einem Abendgebet und am Abschlussgottesdienst des Weltjugendtags teilnimmt. Für den evangelischen Kirchentag 2007 in Köln hat Schneider bereits die Ökumene als einen Schwerpunkt angekündigt.

20. Juli 2005