Hermann Barth wird neuer Präsident des EKD-Kirchenamtes

Hannover (epd). Hermann Barth wird neuer Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der 59-Jährige folgt dem Juristen Valentin Schmidt (64), der dieses Amt seit 1997 inne hat, teilte die EKD am Donnerstag in Hannover mit. Der Theologe Barth gilt als einer der Vordenker der evangelischen Kirche und vertritt die evangelische Kirche im Nationalen Ethikrat. Er übernimmt das Amt am 1. März 2006 von Schmidt, der dann in den Ruhestand geht. Neuer Vizepräsident wird der EKD-Kirchenjurist Burkhard Guntau.

Barth war maßgeblich an der Entstehung von richtungsweisenden EKD-Texten unter anderem zu den Themen Sozialethik und Biotechnologie beteiligt. Barth ist zurzeit Vizepräsident des Kirchenamtes und Leiter der Hauptabteilung II "Theologie und öffentliche Verantwortung" der EKD. Erst jüngst kritisierte er den Vorstoß von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) zur Lockerung der Vorschriften für verbrauchende Embryonenforschung. Der Preis zur Erreichung hochrangiger Ziele wie der Heilung müsse auch ethisch vertretbar sein, so der promovierte Theologe.

Der 1945 in Ludwigshafen am Rhein geborene Barth war nach dem Studium der evangelischen Theologie in Heidelberg, Edinburgh und Tübingen von 1970 bis 1977 Wissenschaftlicher Assistent am Alttestamentlichen Seminar der Universität Hamburg. Bevor er 1993 Vizepräsident des EKD-Kirchenamtes wurde, war er in den 70er Jahren Vikar in der Evangelisch-reformierten Kirche und von 1978 bis 1985 Pfarrer im pfälzischen Kerzenheim.

Valentin Schmidt ist gebürtiger Hannoveraner und studierter Jurist. Seit den 80er Jahren hatte er leitende Funktionen in den Behörden der Stadt Hannover inne. Anfang 1992 übernahm er als Verbandsdirektor die Leitung des Kommunalverbandes Großraum Hannover. Schmidt war zudem Mitglied der EKD-Synode. Er ist außerdem eng mit der Arbeit des Deutschen Evangelischen Kirchentages verbunden. Seit Januar 2005 ist Schmidt auch Sportbeauftragter des EKD-Rates. Der Jurist gilt als zupackender "Macher" mit eisernem Willen und großem Durchsetzungsvermögen, der auch Streit nicht aus dem Weg geht.

Der Nachfolger von Barth als Vizepräsident des EKD-Kirchenamtes, Guntau, ist seit 1996 Leiter der Rechtsabteilung der Einrichtung. Zuvor war der 1948 geborene Guntau den Angaben zufolge viele Jahre im Justizdienst des Landes Niedersachsen und des Landes Sachsen-Anhalt tätig. Zuletzt war er Vizepräsident des Oberverwaltungsgerichts und Landesverfassungsgerichts von Sachsen-Anhalt. Das Kirchenamt nimmt die Geschäfte von Synode, Rat und Kirchenkonferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland mit ihren rund 25,8 Millionen Mitgliedern wahr.

30. Juni 2005

Kirchenreform als reizvolle Herausforderung - Hermann Barth tritt an die Spitze des EKD-Kirchenamts - (Porträt)

Von Renate Kortheuer-Schüring

Berlin (epd). Der Chef-Theologe der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hermann Barth, ist auch unter Politikern und Wissenschaftlern in Berlin kein Unbekannter. Seit eineinhalb Jahren arbeitet Barth im Nationalen Ethikrat in Berlin mit. Mit differenzierten Argumenten vertritt er hier die Positionen der EKD für den Embryonenschutz in der Forschung und setzt sich etwa für die Stärkung der Patientenautonomie ein. Am Donnerstag nun berief die EKD-Kirchenkonferenz, Versammlung der Kirchenleitungen aller 23 Landeskirchen, den 59-Jährigen an die Spitze des EKD-Kirchenamts.

Zum 1. März nächsten Jahres soll Barth, der bisher schon einer der Vizepräsidenten war, das Amt mit Sitz in Hannover übernehmen. Barth - «Pfarrer mit Leib und Seele», wie er selber sagt - leitet dann die oberste Behörde der EKD, die rund 25,8 Millionen Protestanten repräsentiert. Sein Vorgänger Valentin Schmidt geht in den Ruhestand. Barth bleibt zunächst weiterhin Leiter der Hauptabteilung II «Theologie und öffentliche Verantwortung» im Kirchenamt, diese Aufgabe hat er seit 1993 inne.

Eine konsequente kirchliche Karriere: Am 12. November 1945 in Ludwigshafen am Rhein geboren, studierte Barth evangelische Theologie in Heidelberg, Edinburgh und Tübingen und arbeitete von 1970 bis 1977 als Wissenschaftlicher Assistent am Alttestamentlichen Seminar der Universität Hamburg. In den 70er Jahren war er Vikar in der Evangelisch-reformierten Kirche, von 1978 bis 1985 Pfarrer im pfälzischen Kerzenheim.

Seit 1985 ist Hermann Barth für die EKD im Einsatz, er wirkte maßgeblich an etlichen EKD-Texten zu Sozialethik und Biotechnologie mit. Vor allem aber betätigte er sich als vorsichtiger Motor eines innerkirchlichen Reformprozesses, der zu einer schlankeren Struktur innerhalb der EKD und zur Schärfung des evangelischen Profils nach außen führen soll.

Diese Reform wird auch seine künftige Arbeit prägen. Als «größte Bewährungsprobe» in seinem neuen Amt bezeichnete es Barth kurz nach seiner Berufung, das künftig neu zu gestaltende Kirchenamt zu führen. Nach bisherigen Plänen soll dieses nach Inkrafttreten der kirchlichen Strukturreform im Januar 2007 aus den bisher drei eigenständigen Kirchenämtern von EKD, Lutheranern und Unierten entstehen.

Schön findet Hermann Barth seine neue Aufgabe mit Blick auf das «Reizvolle, Anregende und Herausfordernde», das im Neuen liege, so sagt er. «Schmerzlich» dagegen ist ihm, kürzer zu treten, was die Theologie und die Beschäftigung mit Sozialethik betrifft. Dem Nationalen Ethikrat allerdings wird Hermann Barth - falls das Gremium weiter bestehen sollte - auch in Zukunft angehören.

30. Juni 2005