Diakonie-Expertin: Qualität der Nothilfe sichern

Stuttgart (epd). Die Direktorin der Diakonie Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel (50), hat sich für eine kritische Prüfung von Hilfsaktionen ausgesprochen. Sechs Monate nach der Tsunami-Katastrophe in Asien plädierte die evangelische Theologin in einem epd-Interview für einen unabhängigen Qualitäts-Check der praktischen Arbeit. Die Flutwelle vom 26. Dezember 2004 habe mehr Organisationen zu Sammel- und Hilfsaktionen veranlasst als je zuvor. "Das hat der Qualität der Hilfe nicht unbedingt gedient", sagte sie.

Viele Organisationen hätten die Gelegenheit genutzt, mit zu kassieren. "Die humanitäre Hilfe ist ein lukrativer Markt geworden", sagte Füllkrug-Weitzel, die auch die evangelische Hilfsaktion "Brot für die Welt" leitet. Zugleich mahnte sie zur Geduld beim Wiederaufbau. Blinder Aktionismus sei falsch. "Es wurde der Eindruck erweckt, gute Hilfe sei die schnellste Hilfe", kritisierte sie. Der Bau von Wohnungen, die Errichtung neuer Betriebe, die Entsalzung von Äckern und das Aushandeln von Kompromissen brauchten aber Zeit.

Laut Füllkrug-Weitzel legten die Regierungen der betroffenen Länder ihre Prioritäten inzwischen fest. Jetzt sei klar, wo ausländische Hilfswerke Dörfer, Schulen oder Krankenhäuser wieder aufbauen könnten. "Der Staub hat sich ein bisschen gelegt", sagte sie. Jetzt könne der Wiederaufbau richtig losgehen.

Füllkrug-Weitzel wandte sich mit Nachdruck gegen die Auffassung, nur schnelles Handeln sei "das Dynamisch-Moderne". Vor allem Christinnen und Christen müssten sich fragen, ob sie Menschen in Not in ihren Selbsthilfebemühungen unterstützen oder ihr Geld dem Werk mit dem "schicksten Image" zukommen lassen wollten.

22. Juni 2005