Bischof Huber: Christen sollen sich in Europa-Debatte einmischen

Prag (epd). Vor dem Hintergrund der aktuellen europäischen Verfassungskrise hat der Ratvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, die Christen zur Einmischung ermuntert. Gerade angesichts der "Anzeichen der Lähmung und Resignation" sei die Hoffnung von Christen gefragt, sagte er am Samstag bei den "Christlichen Begegnungstagen" in Prag. Dabei warnte er davor, die Hoffnung auf ein "friedliches und gemeinsames Zusammenleben" in Europa dem "kleinsten gemeinsamen Nenner nationaler Egoismen" unterzuordnen.

Nach der Ablehnung in Frankreich und den Niederlanden sei eine kritische Prüfung der europäischen Verfassung "gut und richtig", ergänzte Huber. Doch wäre es gefährlich, sich danach wieder in den nationalen Rahmen zurück zu ziehen. Ein Verhalten, das sich nur am eigenen wirtschaftlichen Nutzen ausrichte, könne kurzfristig Vorteile versprechen, werde aber langfristig allen schaden.

Auch der Vorstellung einer sich abschottenden "Festung Europa" erteilte er eine Absage und fügte hinzu: "Ein Europa, das die Millenniumsziele zur Armutsbekämpfung in der Dritten Welt nicht zu seinen eigenen Zielen macht, wirkt unglaubwürdig."

Huber erinnerte darüber hinaus an den Streit über die Erwähnung des christlich-jüdischen Erbes in der Verfassungspräambel. Für den Bezug auf die kulturellen Grundlagen des Kontinents müsse weiter gestritten werden: "Als Christen müssen wir miteinander dafür eintreten, dass Europa nicht nur eine Wirtschaftsgemeinschaft, sondern auch eine Wertegemeinschaft ist."

An den Begegnungstagen unter dem Motto "Zur Hoffnung berufen", die am Sonntag in der tschechischen Hauptstadt zu Ende gehen, nehmen Christen unterschiedlicher Konfessionen aus sechs mitteleuropäischen Ländern teil.

20. Juni 2005