Bischof Huber: Erinnerung an Armenier-Genozid wach halten

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, hat dazu aufgerufen, die Erinnerung an den Völkermord an den Armeniern vor 90 Jahren wach zu halten. In einem ökumenischen Gedenkgottesdienst am Samstag im Berliner Dom appellierte der Bischof laut vorab verbreitetem Manuskript an die Türkei, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen. Zugleich bat er angesichts der deutschen Mitwisserschaft das armenische Volk um Verzeihung.

Am 24. April 1915 verhaftete die damalige jungtürkische Regierung in Konstantinopel armenische Intellektuelle. Das war der Auftakt zu Vertreibungen und zur Ermordung von rund 1,5 Millionen Armeniern im Osmanischen Reich. Die Türkei leugnet bis heute diesen Völkermord.

Die Deutschen wüssten aus eigener Erfahrung, wie wichtig die Aufarbeitung der Vergangenheit sei, sagte der Berliner Bischof. «Ohne Erinnerung holen uns solche Ereignisse ein und machen uns zu ihren Gefangenen.» Zukunft könne nur gewinnen, wer die Vergangenheit nicht verschweige. Armenier und Türken sollten sich für die Versöhnung untereinander einsetzen.

Der Ratsvorsitzende sprach zudem «mit Beschämung» über die Verstrickung des Deutschen Reiches in den Völkermord. Das mit dem Osmanischen Reich im Ersten Weltkrieg verbündete Deutschland wusste von den Ereignissen, griff aber nicht ein. Umso dankbarer sei er, dass Deutsche wie der evangelische Theologe Johannes Lepsius, die sich damals für die Armenier einsetzten, in Armenien ein hohes Ansehen genössen. Bundesregierung und Bundestag sollten sich zur deutschen Mitschuld bekennen, forderte Huber.

25. April 2005