EKD erinnert an Völkermord an den Armeniern vor 90 Jahren

Hannover (epd). Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat an den Völkermord an den Armeniern vor 90 Jahren in der Türkei erinnert und beide Seiten zur vorurteilsfreien Aufarbeitung der Verbrechen aufgefordert. "Die Vergangenheit lässt uns nicht los, bis sie wirklich aufgearbeitet ist", erklärte das höchste Leitungsgremium der EKD am Donnerstag. Erinnern sei um der Versöhnung willen notwendig. Die EKD will am Sonntag (24. April) der Opfer des Völkermordes im damaligen Osmanischen Reich gedenken. Nach Schätzungen kamen bei dem Genozid von 1914/15 bis zu 1,5 Millionen Menschen ums Leben.

Die historischen Ereignisse dürften nicht verschwiegen oder geleugnet werden, unterstrich der Rat der EKD. Der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts müsse anerkannt und verurteilt werden, auch durch die Türkei. Das kirchliche Leitungsgremium erinnerte daran, dass in der Türkei Wissenschaftler, Journalisten und Juristen, die Texte zu den Massakern veröffentlichen, noch immer mit Strafverfolgung rechnen müssten. Solange dies der Fall sei, sei Versöhnung in der türkischen Gesellschaft unmöglich.

Notwendig sei "eine offene und vorurteilslose Erörterung dieser Geschehnisse", die den Opfern Gerechtigkeit widerfahren lasse, forderte die EKD. Angesichts der Mitverantwortung des Deutschen Reichs für den Genozid müsse sich auch Deutschland der Vergangenheit stellen. Ein deutscher Beitrag zur Aufarbeitung von Vernichtung und Vertreibung der Armenier sei unabdingbar. Es sei ein Verdienst unter anderem der Evangelischen Akademien und des Lepsius-Hauses in Potsdam, dass dieser Prozess begonnen habe.

Der Rat der EKD bat Bundestag und Bundesregierung, ihren politischen Beitrag zu leisten, dass zwischen Türken und Armeniern ein Ausgleich erreicht werde.

21. April 2005