Autobahnkirchen ziehen auch kirchenferne Besucher an

Kassel (epd). Die 26 Autobahnkirchen in Deutschland ziehen zunehmend auch kirchenferne Besucher an. Lediglich ein Drittel gehöre zur christlichen Kerngemeinde, hieß es am Mittwochabend zum Abschluss der Jahreskonferenz der Autobahnkirchenseelsorger in Kassel. "Ein Drittel sind Kirchenferne, ein weiteres Drittel der Besucher sind sogar Kirchenfremde", erklärte der Geschäftsführer der kirchlichen Bruderhilfe-Akademie für Verkehrssicherheit, Günter Lehner. 

Je nach Standort schwanke die Zahl derjenigen, die eine Autobahnkirche aufsuchen, zwischen 5.000 und 100.000 pro Jahr, so Lehner weiter. Damit werde auch eine neue Form der Religiosität gefördert, hieß es auf der Tagung weiter. Die Orte, an denen die Autobahnkirchen errichtet worden seien, hätten keinerlei religiöse Tradition vorzuweisen. 

Gerne benutzt würden die in den Kirchen ausliegenden Anliegenbücher, berichtete Seelsorger Anton Strohofer von der Autobahnkirche Geiselwind, die an der Strecke Würzburg-Nürnberg liegt. "Die Menschen schreiben sich hier frei von ihren Wünschen und Sehnsüchten." Auch viele Manager, die sonst wenig Zeit hätten, würden regelmäßig die Kirche aufsuchen, um Ruhe zu suchen und sich zu besinnen. 

Auch Ralf Steiner von der Autobahnkirche Exter bei Herford bestätigte, dass viele seiner "Stammgäste" vermutlich keiner Kirche angehörten. Sie suchten keinen Pfarrer, sondern einen anonymen Ort für Stille. Autobahnkirche könnten auch wie ein Seismograph für gesellschaftliche Entwicklungen wirken, so Carsten Rostalsky aus Werbellin. Vor Beginn des Irakkrieges habe er vermehrt Gebete im Anliegenbuch zu diesem Thema gefunden. Die Autobahnpolizei habe hier ihren Wunsch nach einem Rückgang der Verkehrsunfälle hinterlassen. 

Die Akademie Bruderhilfe-Familienfürsorge ist eine 1980 gegründete Einrichtung der Versicherer im Raum der Kirchen. Informationen im Internet: www.autobahnkirche.info und www.bruderhilfe.de.

03. März 2005