Neues Internet-Portal zum deutschen Film

filmportal.de soll am Freitag während der Berlinale online gehen

Von Rudolf Worschech

Berlin (epd). Während der Berlinale wird Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) am Freitag mit einem feierlichen Knopfdruck filmportal.de online schalten. Damit eröffnet sie im Netz das bislang größte Angebot zum deutschen Film, das Interessierte kostenlos nutzen können.

Seit anderthalb Jahren arbeitet ein Stab von Redakteuren im Deutschen Filminstitut (DIF) in Frankfurt und bei CineGraph, dem Hamburgischen Centrum für Filmforschung, an der Plattform filmportal.de. Sie wird eine umfassende Präsentation des deutschen Films bieten. Wer bislang im Netz nach Daten und Informationen recherchiert, bewegt sich mitunter auf unsicherem Terrain. Es fehlen Stabangaben und Daten, und die Kritik zum Film hat das Niveau einer Schülerzeitschrift.

Das Stöbern in der deutschen Ausgabe der Internet Movie Data Base (imdb.de) - die erste Anlaufstelle für Datensuche im Internet - fördert manchmal Erstaunliches zu Tage, weist aber auch gravierende Lücken auf. «Es gibt im Internet nichts Vergleichbares zum Filmportal», sagt Claudia Dillmann, die Direktorin des DIF. «Es gibt keine Internetadresse oder ein Portal, wo der deutsche Film in seinem Reichtum, in seiner Geschichte und gesamten Entwicklung vorgestellt wird.»

Das Filmportal, so Dillmann, unterscheide sich von anderen Angeboten dadurch, dass es zum ersten Mal vollständig alle Filme, die in Deutschland hergestellt wurden, von den Anfängen bis zur Gegenwart erfasst. Dabei kann das Portal auf filmografischen Arbeiten aufbauen, die die innerhalb des Kinemathekenverbunds zusammmengeschlossenen Archive, Museen und filmwissenschaftlichen Einrichtungen in den letzten Jahren unternommen haben. Etwa die Deutsche Filmografie, die alle in Deutschland hergestellten Spielfilme sowie die Kurz- und Dokumentarfilme bis 1960 erfasst - immerhin 30.000 Titel.

Zurückgreifen wird das Portal auch auf die Filmografien und einen Teil der Biografien aus dem CineGraph-Lexikon. Dabei richtet sich das Portal nicht nur an Fachnutzer wie Festival- und Kinomacher oder Stummfilmspezialisten, die etwa alle Filme von Richard Oswald auf einen Klick auf dem Bildschirm haben wollen. Es richtet sich als Anlaufstelle vor allem an interessierte Laien, auch an Schüler oder Eltern, die sich auf bestimmte Themen vorbereiten wollen.

34 Millionen Menschen sind 2004 ins Kino gegangen, um einen deutschen Film zu sehen, und die Macher des Portals rechnen mit einer sechsstelligen Zahl von Nutzern pro Monat. Das Portal will aber nicht nur Nachschlagewerk sein, nach Filmtiteln, Personen oder bestimmten technischen Begriffen geordnet, sondern auch zum Flanieren und Vertiefen einladen. Fotos, Plakate und andere Materialien werden die Filme begleiten.

Das Portal stellt zu 3.000 Filmen Kritiken aus Tageszeitungen und Fachzeitschriften ins Netz. Ein Themenfeld wird eine Chronik zum deutschen Film sein, eine Epochengeschichte von den Anfängen über die Weimarer Zeit, den NS-Film, den Neuen Deutschen Film bis heute. Dabei will das Portal auch Aktualität gewährleisten und Filme der letzten Wochen vorstellen.

Darüber hinaus bereitet das Portal die Komödie als typisch deutsches Genre quer durch die Jahrzehnte auf und porträtiert exemplarisch zwei Produktionsfirmen: die Ufa und X Filme. Noch befindet sich das Projekt in der Aufbauphase, die am 11. Februar abgeschlossen sein wird. Die Finanzierung des weiteren Ausbaus ist allerdings noch nicht ganz sicher.

09. Februar 2005