Lübecker Bischöfin: Viel Interesse an Ethik auf Weltwirtschaftsforum

Lübeck (epd). Die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter erwartet auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ein großes Interesse von Konzern- und Regierungschefs an ethischen Fragen. Es sei Aufgabe der Kirchen, die negativen Folgen der Globalisierung wie Armut, Umweltzerstörung und soziale Ungerechtigkeit klar zu benennen, sagte die evangelische Theologin, die an dem Treffen vom 26. bis 30. Januar in Davos teilnehmen wird, in einem epd-Gespräch.

Die Bischöfin, die bereits im vergangenen Jahr auf dem Forum war, vertrat die Ansicht, dass die Religionsvertreter als Gesprächspartner in der Regel sehr ernst genommen würden. Dies werde schon rein äußerlich durch den VIP-Status deutlich. Die Gespräche würden in großer Offenheit geführt. In der Analyse der globalen Ökonomie gebe es viel Übereinstimmung zwischen Wirtschaft und Kirche, die Schlussfolgerungen seien jedoch oft unterschiedlich.

Die Kirchen sollten sich dem Dialog mit der Wirtschaft nicht verschließen, erklärte Wartenberg-Potter. Es gebe die Chance, Nachdenklichkeit hervorzurufen. Nach der biblischen Überlieferung habe Jesus das Gespräch mit dem Zöllner Zachäus gesucht und sich bei ihm eingeladen. Einige Unternehmen hätten Stiftungen für die Entwicklung armer Länder und vergäben Kleinkredite. Solche Projekte könnten mit «Brot für die Welt» vernetzt werden.

Das Weltwirtschaftsforum bietet laut Wartenberg-Potter auch den erwarteten 26 führenden Vertretern von Juden, Christen, Muslimen und Buddhisten die Chance zu Gesprächen untereinander. Die Friedensbotschaften, die in den Religionen angelegt seien, müssten gestärkt werden, sagte sie. Die Lübecker Bischöfin will sich in Davos gegen religiösen Fundamentalismus aussprechen. Sie ist zu einem Podium über die US-Außenpolitik eingeladen.

Zum Weltwirtschaftsforum werden rund 20 Staats- und Regierungschefs erwartet, darunter Bundeskanzler Gerhard Schröder, der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Weitere Prominente sind Microsoft-Chef Bill Gates und der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Josef Ackermann. Insgesamt haben mehr als 2.000 geladene Gäste aus 96 Ländern ihre Teilnahme zugesagt.

24. Januar 2005