Kirchen und Regierung wollen Erziehungsziele abstimmen

Berlin (epd). Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) und die Kirchen wollen sich für eine werteorientierte Erziehung in Kindergärten und Schulen einsetzen. Schmidt sagte nach einem Treffen mit Kirchenvertretern am Dienstag in Berlin, Ziel des Dialogs «Verantwortung Erziehung» sei eine Vereinbarung über gemeinsame Erziehungsziele. Das Gespräch mit den Kirchen sei der Auftakt eines Dialogs, so Schmidt, in den sie alle wichtigen gesellschaftlichen Kräfte einbeziehen wolle.

Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann sagte, sie sei zuversichtlich, dass gerade die Alterung der Gesellschaft zu einer größeren Sensibilität für die Bedeutung von Kindern und ihrer Erziehung führen werde. Der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky zeigte sich erfreut, dass Ministerin Schmidt die Bundesrepublik zum «kinderfreundlichsten Land Europas» machen wolle.

Schmidt und beide Kirchenvertreter betonten, sie stimmten in vielen Punkten überein. So begrüßen die Kirchen den geplanten Ausbau der Kleinkindbetreuung. Die Qualifizierung von Tagesmüttern und Erzieherinnen sowie Kindergartenleiterinnen müsse verbessert werden. Dazu kündigten die Kirchen ihre Unterstützung an. Ein weiteres Ziel sei, den Kindergartenbesuch, zumindest im letzten Jahr vor der Grundschule, für Eltern kostenlos zu machen.

Mit der Werteerziehung müsse schon im Kindergarten begonnen werden.

Kindertagesstätten könnten die Erziehung von Eltern aber nur ergänzen, erklärten Schmidt und die Kirchenvertreter einmütig. Eltern müssten dazu besser unterstützt werden. Sie bräuchten Einrichtungen, die ihnen frühere familiäre Bindungen ersetzten, so Schmidt, weil sie allein mit den Kindern häufig überfordert seien. Käßmann sagte, Elternbildung sei «ein lange vernachlässigtes Thema». Religiöse Erziehung etwa habe auch zu Hause und nicht nur im Kindergarten ihren Platz.

Beide Kirchen unterhalten nach eigenen Angaben zusammen 19.000 Kindertageseinrichtungen, in denen eine Million Kinder betreut werden. Den kirchlichen Kindergärten und Schulen werde hohes Vertrauen auch von kirchenfernen Eltern entgegengebracht, sagten Käßmann und Sterzinsky. Wegen zurückgehender Kirchensteuereinnahmen könne das Angebot aber nicht erweitert werden.

Käßmann erklärte, sie werde sich «energisch» für den Erhalt aller evangelischen Kindergärten einsetzen. Die Einrichtungen müssten flexible Öffnungszeiten einführen und mehr Kleinkinder aufnehmen. Kardinal Georg Sterzinsky bedauerte, dass im Erzbistum Berlin wegen der finanziellen Probleme voraussichtlich katholische Kindergärten geschlossen werden müssten. Andere Diözesen hätten ebenfalls den Abbau von Plätzen beschlossen.

18. Januar 2005