Notfallseelsorger: Flutopfer brauchen langfristige Betreuung

Jena (epd). Die Überlebenden der Flutkatastrophe in Südasien brauchen nach Ansicht des Thüringer Notfallseelsorgers Jochen M. Heinecke eine langfristige psychologische und seelsorgerliche Betreuung. «Mit einer liebevollen Begrüßung und Besuchen im Krankenhaus ist es nicht getan», sagte der Beauftragte für Notfallseelsorge der Thüringer Kirche am Wochenende in einem epd-Gespräch. Heinecke war am Freitag von einem einwöchigen Einsatz in Bangkok nach Jena zurückgekehrt.

«Die Frage nach Vermissten wird uns noch lange beschäftigen», sagte der 47-jährige Theologe. Die Situation sei vergleichbar mit der Lage der Angehörigen von Kriegsvermissten nach 1945. Für die in den Fluten ums Leben gekommenen Opfer, gebe es keinen «konkreten Ort des Sterbens und damit auch keinen Ort des Trauerns», so der Jenaer Pfarrer. Damit werde für die Hinterbliebenen das Abschiednehmen zusätzlich erschwert.

Heinecke betreute im Auftrag des Auswärtigen Amtes zusammen mit Notärzten und Psychologen in Krankenhäusern der thailändischen Hauptstadt verletzte Urlauber bis zu ihrer Rückführung nach Deutschland. Häufigstes Thema seiner Gespräche mit Flutopfern sei deren Erfahrung der völligen Hilflosigkeit gewesen, berichtete der evangelische Seelsorger.

In dieser Situation sei den Menschen «die Präsenz der Kirche wichtig» gewesen, so Heinecke. Die Frage, weshalb Gott eine solche Katastrophe wie das Seebeben zulasse, sei kaum gestellt worden. Für die Betroffenen sei wichtig gewesen, «dass um Gottes Willen jemand da ist, der ihnen zuhört und ihnen hilft.»

08. Januar 2005