Bischöfe zur Flutkatastrophe in Südasien

Frankfurt a.M. (epd). Die verheerende Flutkatastrophe in Südostasien hat den Menschen nach Auffassung der Kirchen nachdrücklich ihre Grenzen aufgezeigt. Evangelische und katholische Bischöfe riefen in ihren Predigten an Silvester und am Neujahrstag zugleich um großzügige Spenden für die Opfer des Seebebens auf.

Das Seebeben hat nach Ansicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, die Allmachtsvorstellungen des modernen Menschen in ihre Schranken gewiesen. «Uns Kinder der Moderne erinnert das daran, dass unsere Herrschaft über die Natur nicht unumschränkt ist», sagte er im Berliner Dom. Dies zwinge zu einer «Haltung der Demut». Jetzt werde der Blick «auf den gelenkt, der stark macht, auf Gott, der uns neue Hoffnung schenkt».

Die Flutkatastrophe zeigt nach den Worten des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, durch ihre Ausmaße schlagartig, dass die Menschen nicht «die Herren der Welt» seien. Die Menschheit sei auch im 21. Jahrhundert verwundbarer, als es der Fortschrittsglaube oft suggeriere. Christen seien trotzdem mitten im Unheil nicht hilflos. «Bei solchen Gelegenheiten spüren wir die Wahrheit unseres Glaubens, dass die Liebe stärker ist als der Tod».

Die Schreckensmeldungen der vergangenen Tage könnten die Menschen am Glauben zweifeln lassen, sagte der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich in der Münchner St. Matthäuskirche. Friedrich appellierte an die Menschen, für die Betroffenen zu beten und mit Spenden einen Beitrag zum Wiederaufbau der zerstörten Gebiete zu leisten. Kardinal Friedrich Wetter sagte in seiner Silvesterpredigt im Münchner Liebfrauendom, Spenden könnten «helfen, die Not ein wenig zu lindern».

Der katholische Bischof von Eichstätt, Walter Mixa, sagte, die Ereignisse sollten auch zum Nachdenken anregen. Es gebe Dinge, die der Verfügung des Menschen entzogen seien. Der Mensch sei nicht der «große Macher», der alles im Griff habe.

Der braunschweigische evangelische Landesbischof Friedrich Weber betonte, das Gedenken könne nur still erfolgen. Denn Worte würden gerade jetzt zu Schall und Rauch. Der württembergische evangelische Landesbischof Gerhard Maier rief zum Vertrauen in Gott auf. «Auch in größter Not und Bedrängnis bleibt es dabei: Nur an Gott kann ich mich festhalten», sagte er.

Das Seebeben in Asien lasse «viele an einem gütigen Gott zweifeln», erklärte der pommersche Bischof Hans-Jürgen Abromeit in seiner Neujahrsbotschaft. In einem Leben, «das durch Katastrophen aufgewühlt und dessen menschliche Existenz in Frage gestellt ist», könne Jesus Christus jedoch Halt sein. Auch durch die «dunklen Seiten» des Lebens vertrauten Christen auf «Gott als einem Gegenüber, das uns immer wieder die Kraft zum Leben schenkt».

Die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen ermunterte die Christen im neuen Jahr zum täglichen Abendgebet. Es sei nicht Gottes Wille, dass sich Menschen von Sorgen und Plackerei zermürben lassen, sagte sie im Hamburger Michel. Ein laut gesprochenes Abendgebet könne helfen, Bedrückendes auszusprechen und sich von Gott Vergebung schenken zu lassen.

02. Januar 2005