WM-Pfarrer: "Wie ein Stammplatz bei Real Madrid"

Hans-Georg Ulrichs ist neuer WM-Pfarrer der evangelischen Kirche

Von Michael Grau

Hannover (epd). Für ihn selbst ist es ein Traumjob: «Ich kann mich mit dem beschäftigen, was ich wirklich gern tue», sagt Hans-Georg Ulrichs. Und das ist für den 38-jährigen Pfarrer aus Karlsruhe der Fußball. Am Donnerstag wurde Ulrichs von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover offiziell als «WM-Pfarrer» für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 vorgestellt. «Das ist wie ein Stammplatz bei Real Madrid», freute sich der Theologe.

Im kommenden Jahr wird er die kirchlichen Vorbereitungen für das sportliche Großereignis in Deutschland koordinieren. Denn schon jetzt ist klar, dass sich die evangelischen Gemeinden an den zwölf Spielorten und weit darüber hinaus auf die WM einstellen werden. Konfirmanden werden im Fußball-Fieber sein, und auch in den Gottesdiensten wird das Thema zur Sprache kommen. Damit die Kirche dafür gerüstet ist, entwickelt Ulrichs Arbeitshilfen für den Unterricht oder den Gemeindebrief.

Anhand der Leder-Flicken eines Fußball lasse sich etwa gut deutlich machen, was Gemeinschaft bedeutet, erzählt er. Dabei komme es auch darauf an, dass in dem Ball Luft ist, die Gemeinschaft also über einen «Geist» verfüge. Auch die Völkerverständigung will er während der WM in den Blickpunkt rücken. Dabei ist ihm eines besonders wichtig: «Jede Art von Rassismus ist Sünde gegen Gott.»

Ulrichs selbst stammt aus Leer in Niedersachsen und spielte von der E- bis zur A-Jugend Mittelstürmer beim SV Concordia Ihrhove. Mit seinen beiden Söhnen kickt er bis heute leidenschaftlich gern und besucht Fußballspiele. Der Theologe, bisher Sportpfarrer der badischen Landeskirche, gibt sich als alter Fan von Borussia Mönchengladbach zu erkennen, auch wenn die Liebe zu diesem Verein zuletzt etwas gelitten habe. Er mag den schnellen, angriffsorientierten Fußball und jubelt auch mit Werder Bremen oder Schalke 04, wenn diese Vereine so spielen.

Auf die seelsorgerliche Betreuung der Nationalspieler bei der WM muss Ulrichs verzichten - anders als bei früheren Turnieren wird es keinen Mannschafts-Seelsorger geben. Der WM-Pfarrer denkt dagegen an fremdsprachige Gottesdienste für Fans aus aller Welt. Und wenn Fans fern der Heimat Probleme bekommen, stehe die Kirche für sie bereit. Seine eigenen Erfahrungen als Stürmer nützten ihm auch für seinen neuen Job, sagt er: «Man lernt, Situationen schnell zu erkennen und in einen Torerfolg umzumünzen.»

09. Dezember 2004