Kirchen zum Mauerfall

«Geschenk der Freiheit und Demokratie»

Berlin (epd). Zum Jahrestag des Mauerfalls am 9. November haben die beiden großen Kirchen die wieder erlangte deutsche Einheit als «Geschenk» und «große Bereicherung» gewürdigt. Der historische Gewinn der friedlichen Revolution vom Herbst 1989 dürfe nicht in Vergessenheit geraten, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, am Donnerstag dem epd in Berlin.

«Wer nach 15 Jahren die Freude über dieses Geschenk der Freiheit und Demokratie nicht höher gewichtet als einen gewissen Frust hier und da, der hat den Sinn für geschichtliche Proportionen verloren», so der Berliner Bischof. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, erklärte, die Bereicherung sei «für alle ungleich größer als die gewiss nicht zu bestreitende Belastung».

Beide Kirchenrepräsentanten hoben hervor, dass zur Vollendung der inneren Einheit aber noch einiges zu tun bleibe. Diese sei nicht schon hergestellt, wenn Institutionen funktionierten, Straßen erneuert oder Baulücken geschlossen seien, sagte Huber. «Zur Einheit unseres Landes gehört, dass wir uns gegenseitig in unserer Verschiedenheit respektieren.» Ängsten und Sorgen in allen Problemregionen Deutschlands, egal ob in Ost oder West, müsse Gehör verschafft werden.

Von den Ostdeutschen könnten alle lernen, dass es sich lohne für Freiheit und Rechtstaatlichkeit einzutreten, fügte Lehmann hinzu. Insbesondere die Christen in der DDR hätten gezeigt, was es heißt, Widerstand gegen falsche Ideologien zu üben und in einer Minderheitensituation am Glauben festzuhalten.

04. November 2004