Bischof Huber: Reformatorisches Feuer neu entfachen

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat am Reformationstag dazu aufgerufen, Ideen zur Erneuerung der Kirche zu entwickeln. «Durch Konzentration auf das Wesentliche wollen wir das Feuer wieder entfachen, das in der reformatorischen Glut unserer Kirche enthalten ist», sagte Huber in einer Predigt in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Sonntag. Die These von der sich stets reformierenden Kirche sei keine Schönwetterparole, sondern betreffe den Kern evangelischen Selbstverständnisses.

Der Satz des Apostels Paulus, dass «der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben» sei für Martin Luther der zentrale Satz des Evangeliums gewesen, so Huber. «Allein durch den Glauben» bedeute heute unter anderem, beharrlich und hoffnungsvoll für die Welt einzutreten. «Weder der moralische Zeigefinger der moralischen Belehrung noch die wegwerfende Handbewegung des Laissez-faire entspricht der Freiheit eines Christenmenschen.»

Die bedingungslose Barmherzigkeit Gottes befreie zu guten Taten, weil sie diese nicht zur Voraussetzung der Gnade mache, sagte der Ratsvorsitzende. Was für einzelne gelte, gelte auch für die Kirche. «Gut von Gott zu reden und dem Nächsten Gutes tun: das bleiben ihre Hauptaufgaben in üppigen wie in kargen Zeiten, unter leichten Bedingungen wie unter schweren.»

31. Oktober 2004