EKD: Christen haben Verantwortung für das kulturelle Gedächtnis

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will den Dialog mit Künstlern und Kulturschaffenden ausbauen. Christen hätten eine Verantwortung für das kulturelle Gedächtnis des Abendlandes, heißt es in einer am Montag in Hannover veröffentlichten Publikation zum Konsultationsprozess «Protestantismus und Kultur». Dazu hatte die EKD zwischen 1999 und 2002 aufgerufen.

Die zeitgenössische Kultur sei ohne den Einfluss des Christentums nicht zu verstehen, hatte der EKD-Ratsvorsitzende, Wolfgang Huber, zur Eröffnung der kirchlichen Kulturoffensive erklärt. Der Dialog zwischen Kultur und Kirche werde heute vom Thema Religion und bildende Kunst aber auch von der Frage nach dem Umgang ungenutzter Kirchengebäude bestimmt, so die EKD. Dazu gehöre zudem die Auseinandersetzung, wie viel Unterhaltung in einem christlichen Gottesdienst nötig ist.

Kultur sei für die Kirchen zu lange ein Nischenthema gewesen, bilanziert EKD-Sprecher Christof Vetter die mehr als 300 zu dem Konsultationsprozess eingegangenen Stellungnahmen. Doch inzwischen gebe es einen Aufbruch in den evangelischen Landeskirchen, die ihre Kulturarbeit neu strukturieren und offensiv gestalten. «Die evangelische Kirche versteht sich als Teil der Kultur», betont die Autorin der Studie, Petra Bahr.

Der Protestantismus habe seit seinen Anfängen unterschiedliche Medien genutzt, um dem christlichen Glauben sinnliche Gestalt zu verleihen, so der evangelische Theologe und Sozialethiker Wolfgang Nethöfel (Marburg). Zugleich stünden die Kirchen durch die Botschaft des Evangeliums in Distanz zur herrschenden Kultur, erklärte der Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, Walter Klaiber. Diese Spannung müssten die Kirchen aushalten.

Im Rahmen des breit angelegten Konsultationsprozesses mit Kirchenvertretern und Kulturschaffenden sollte nach der kulturellen Prägekraft des Glaubens für die Zukunft gefragt werden. Ein «Impulspapier» hatten EKD und die beteiligte Vereinigung Evangelischer Freikirchen am 2. März 1999 in Berlin vorgestellt. In dem jetzt erschienen Kirchlichen Jahrbuch werden die zahlreichen Stellungnahmen zu dem Prozess in Auszügen dokumentiert.

Buchhinweis: Petra Bahr und Klaus-Dieter Kaiser: Protestantismus und Kultur - Einsichten eines Konsultationsprozess. Herausgegeben von Hermann Barth, Wolf-Dieter Hauschild, Martin Kramer und Harald Schultze. Kirchliches Jahrbuch, Gütersloher Verlagshaus 2004, 174 Seiten, 23,50 Euro.

25. Oktober 2004