Huber und Lehmann fordern mehr praktische Ökumene

Mainz (epd). Die Repräsentanten der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber und Kardinal Karl Lehmann, haben für mehr gemeinsames Handeln im kirchlichen Alltag plädiert. «Wir dürfen mehr tun, als wir tun», sagte Lehmann am Donnerstagabend auf einer Veranstaltung des Südwestrundfunks in Mainz. Ökumenische Gottesdienste sollten keine Ausnahme mehr sein, so der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Berliner Bischof Huber, sprach die Hoffnung aus, in absehbarer Zeit das Abendmahl gemeinsam zu feiern. In der evangelischen Kirche sei jeder zum Abendmahl geladen, der nach der Ordnung seiner Kirche daran teilnehmen dürfe. Lehmann entgegnete, dass nach katholischem Verständnis Abendmahlsgemeinschaft und Kirchengemeinschaft identisch seien. Die Gemeinschaft der Konfessionen «werde ich vielleicht nicht mehr erleben, aber sie ist keine Lichtjahre entfernt», sagte Lehmann.

Das heilige Abendmahl eigne sich nicht zu Demonstrationen für die Ökumene, sagte Huber. Die gemeinsame Feier am Rande des Ökumenischen Kirchentags 2003 in Berlin habe das Abendmahl zu einem kirchenpolitischen Instrument missbraucht. Letztlich sei die Zuordnung zu Jesus Christus jedoch wichtiger als die zu einer Kirche. Das entscheidende Problem zwischen evangelischer und katholischer Kirche sei das unterschiedliche Verständnis des Pfarrer- und Priesteramts. Die Frage des Amtes sei nur im Zusammenhang mit der Kirchengemeinschaft lösbar, erklärte Lehmann.

Zum evangelischen Amtsverständnis gehöre untrennbar die Zugehörigkeit von Frauen zu Pfarrer- und Leitungsaufgaben, sagte Huber. Das gemeinsame Handeln der Kirchen sei auf den Feldern der sozialen Arbeit und bei Stellungnahmen zu politischen Fragen weit vorangeschritten. Schließlich sei das christliche Zeugnis gegenüber der nicht christlichen Bevölkerung mindestens genauso wichtig wie die innerchristliche Ökumene. Die Diskussionsveranstaltung wird am 30. November um 23 Uhr im Südwest-Fernsehen ausgestrahlt.

22. Oktober 2004