Bischof Kähler äußert Bedenken gegen EU-Beitritt der Türkei

Frankfurt a.M. (epd). Der Thüringer Landesbischof Christoph Kähler hat der Türkei willkürliche Schikanen gegenüber nicht-muslimischen Religionsgemeinschaften vorgeworfen und Bedenken gegen einen EU-Beitritt des Landes geäußert. So gebe es dort «massive Beeinträchtigungen» bei der Erteilung von Arbeitserlaubnissen für Pfarrer, sagte Kähler in einem epd-Gespräch.

Auch kirchliches Vermögen sei beschlagnahmt worden, so Kähler, der auch stellvertretender Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Außerdem dürfe keine nicht-muslimische Religionsgemeinschaft in der Türkei ihren Nachwuchs ausbilden. Damit werde «praktisch die Zukunft der Kirchen in der Türkei in Frage gestellt».

«Mit der Debatte über einen möglichen EU-Beitritt wird die Erwartung verbunden, dass die Türkei Freiheit, Demokratie, Achtung der Menschenrechte und das Rechtsstaatsprinzip beherzigt», sagte der Landesbischof. Zum Ende des jetzt von der EU-Kommission eröffneten Beitrittsprozesses der Türkei müsse es daher «auch die Möglichkeit eines klaren Neins geben». Auch die EU-Kommission hatte in ihrem Beschluss vom 6. Oktober zum Beginn des Beitrittsprozesses der Türkei auf erhebliche Defizite bei der Religionsfreiheit in dem Land hingewiesen.

Die EKD werde genau prüfen, ob offizielle Versprechen der Türkei im Hinblick auf die Religionsfreiheit «mit der Wirklichkeit übereinstimmen», so Kähler. Das Thema werde die EKD weiter intensiv beschäftigen.

11. Oktober 2004