EKD-Ratsvorsitzender setzt sich für Gemeinden in China ein

Peking (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat sich in China dafür eingesetzt, das Gemeindeleben der deutschsprachigen Protestanten zu erleichtern. Bei einem Treffen mit dem stellvertretenden Minister der staatlichen Religionsbehörde, Wang Zuo'an, trug Bischof Huber am Freitag in Peking den Wunsch vor, dass die in China lebenden deutschen evangelischen Christen Gemeindepfarrer aus Deutschland anstellen können. Das ist nach chinesischen Vorschriften bislang nicht möglich.

Huber sagte nach dem Treffen, seine chinesischen Gesprächspartner in der Religionsbehörde hätten aber erklärt, «dass sie den Wunsch der evangelischen Christen aus Deutschland verstehen und sich darum bemühen, eine Lösung zu finden». In Peking leben derzeit über 3.000 deutsche Geschäftsleute, Akademiker, Diplomaten und Journalisten.

Die deutschsprachige evangelische Gemeinde, die zuerst zwischen 1916 und 1949 in der chinesischen Hauptstadt existiert hatte, wurde 1995 wiederbelebt. Ihr gehören derzeit 25 Familien und 41 Einzelmitglieder an. Sie wird betreut von dem aus Marbach stammenden Pfarrer Gerold Heinke, der als Lehrer in der deutschen Botschaftsschule angestellt ist und dort auch Religionsunterricht anbietet. Derzeit betreut er neun Konfirmanden.

Eine zweite deutschsprachige evangelische Gemeinde wurde in Schanghai aufgebaut, die in ökumenischer Gemeinschaft mit deutschsprachigen Katholiken in der Hafenstadt steht. Ihr gehören 30 Familien an. Die chinesische Regierung erlaubt es ausländischen Gemeinden bislang noch nicht, offiziell und regulär Pfarrer aus ihren Heimatländern einzustellen. Es ist ausländischen Gemeinden auch nicht erlaubt, Gottesdienste zusammen mit chinesischen Christen abzuhalten.

Weiteres Thema der Gespräche der EKD-Delegation war unter anderem die Religionsfreiheit in China. Bischof Huber regte an, die Religionsfreiheit künftig «im Zusammenhang mit dem Rechtsstaatsdialog zu sehen», der seit fünf Jahren regelmäßig zwischen deutschen und chinesischen Juristen und Politikern stattfindet.

Obwohl die Zahl der protestantischen Christen stark zunahm, bleibt die Regierung laut Vizeminister Wang bei ihrer Haltung, dass Mitglieder der Kommunistischen Partei keiner Kirche angehören dürfen. Das sei nicht möglich, da es sich um «zwei unterschiedliche Glauben» handele, sagte er. Die EKD-Delegation unter Leitung von Bischof Huber hält sich noch bis 17. Oktober in China auf.

11. Oktober 2004