EKD: Verhandlungen kommen zu ersten Ergebnissen

Frankfurt a.M./Hannover (epd). Die Strukturreform in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Bis spätestens 2007 sollen die Kirchenämter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und der Union Evangelischer Kirchen (UEK) im EKD-Kirchenamt in Hannover eingegliedert werden. VELKD und UEK sind Zusammenschlüsse innerhalb der EKD, der Dachorganisation von 23 Landeskirchen mit rund 26 Millionen Mitgliedern.

Mit der Entscheidung, die am Donnerstag bekannt wurde, wollen die Kirchenbünde ihre Arbeit enger verzahnen, Doppelarbeit vermeiden und Geld sparen. Zugleich sollen in Zukunft auch Doppelmandate in Synoden vermieden werden. Damit sind die Weichen gestellt für die tiefgreifendsten Strukturveränderungen im Protestantismus seit mehr als 50 Jahren.

VELKD-Sprecher Udo Hahn unterstreicht, dass die Neuordnung nicht auf Grund stark zurückgehender Einnahmen und sinkender Mitgliederzahlen ins Rollen kam: «Die Finanzen waren nicht die Triebfeder.» Auch EKD-Sprecher Christof Vetter betont, Ziel der Reform sei vor allem die «Stärkung einer profilierten Präsenz des Protestantismus in Gesellschaft und Öffentlichkeit». Wenn dabei noch Geld eingespart werden könne, fügte Hahn hinzu, sei dies umso besser.

Der Präsident des hannoverschen Landeskirchenamtes, Eckhart von Vietinghoff, sagte dem epd zu dem jetzt erzielten Abschluss: «Das ist ein faires, zukunftsorientiertes Ergebnis.» Vietinghoff ist einer der maßgeblichen Vordenker des Reformprozesses. Er hob hervor, dass die Vereinbarung auf ein System abziele, das nicht in allen Details festgeschrieben sei, sondern offene Entwicklungschancen in sich selbst berge.

Der Leitende Bischof der VELKD, Hans-Christian Knuth (Schleswig), bekräftigte, dass die VELKD als eigenständige Kirche ihre volle Souveränität mitsamt ihren Organen beibehält. Auch das lutherische Bekenntnis sieht er nicht in Gefahr. Zudem würden die weltweiten ökumenischen Beziehungen der lutherischen Kirche nicht berührt.

Dagegen hatte die Union Evangelischer Kirchen ihre Selbstauflösung in Aussicht gestellt, falls ihre Aufgaben sämtlich von der EKD übernommen werden. Die UEK konstituierte sich erst im vergangenen Jahr aus dem Zusammenschluss der Arnoldshainer Konferenz, einem Dachverband von 16 Kirchen, und der bereits 1817 gegründeten Evangelischen Kirche der Union (EKU). Der UEK-Vorsitzende, der badische Landesbischof Ulrich Fischer, begrüßte, dass mit dem Ergebnis der Vertragsverhandlungen die EKD deutlich gestärkt werde.

Enge Kooperationen bis hin zu Fusionen gibt es inzwischen auch auf Ebene der Landeskirchen. Anfang der Jahres schlossen sich die Berlin-Brandenburgische Kirche und die Kirche der schlesischen Oberlausitz zur neuen «Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz» mit 1,3 Millionen Mitgliedern zusammen. Auch eine «Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland», an der die Kirchenprovinz Sachsen und die thüringische Kirche mit zusammen etwa einer Million Mitglieder beteiligt sind, ist bereits beschlossen.

Mit den jetzt forcierten Schritten zum weiteren Umbau auf Bundesebene, erklärt der thüringische Landesbischof Christoph Kähler, beweisen die evangelischen Kirchen in Deutschland ihre Gestaltungskraft. Kähler vertrat als stellvertretender EKD-Ratsvorsitzender die Position der EKD in den Verhandlungen mit VELKD und UEK. Die jetzt erzielten Vertragsentwürfe müssen nun noch in allen beteiligten Kirchenleitungen und Synoden beraten werden.

24. September 2004