EKD verabschiedet Beauftragten für Gefängnisseelsorge

Berlin (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat am Freitag mit einem Festakt in Berlin ihren Beauftragten für die Gefängnisseelsorge, Manfred Lösch, verabschiedet. Damit entfällt zugleich das Amt des Beauftragten. Die Geschäftsstelle in Berlin wird geschlossen.

Lösch war seit 1993 der Beauftragte für die Gefängnisseelsorge. Das Amt war 1981 eingerichtet worden. Der in Berlin geborene Theologe war selbst zehn Jahre lang Seelsorger in der Haftanstalt Berlin-Plötzensee. Der 60-Jährige wird künftig ausschließlich seine Arbeit als Studierendenpfarrer der Evangelischen Studentengemeinde in Berlin fortsetzen. Deutschlandweit gibt es der EKD zufolge 300 evangelische Gefängnisseelsorger.

Der scheidende Beauftragte kritisierte den Wegfall der Stelle. Gefängnisseelsorge habe innerhalb der Kirche nicht das Hinterland, das sie brauche. Bei der Beratung und Weiterbildung von Gefängnispfarrern und der Beobachtung von Entwicklungen in Justiz und Strafvollzug seien Einbußen künftig unvermeidbar, sagte Lösch dem epd.

Beim Festakt sprach der Leiter der Evangelischen Akademie zu Berlin, Wolfgang Vögele, von einer «Krise des Resozialisierungsgedankens».Die großen Reformimpulse der siebziger und achtziger Jahre für einen liberaleren Strafvollzug hätten zwar Wirkung gezeigt, seien aber nicht an ihr Ziel gekommen, sagte Vögele seinem Manuskript zufolge.
Die Zahl der Inhaftierten habe nicht wesentlich abgenommen. Die Rückfallquote sei gleich bleibend hoch. Zudem habe sich das Sicherheitsbedürfnis in der Bevölkerung verstärkt.

10. September 2004