Sudanesischer Kirchenrat fordert Druck auf Regierung

Berlin (epd). Die Kirchen im Sudan haben stärkeren internationalen Druck auf die Regierung in Khartum gefordert. «Wir brauchen Hoffnung in einer beinahe hoffnungslosen Situation», sagte der Generalsekretär des Neuen Sudanesischen Kirchenrats, Haruun L. Ruun, am Donnerstag vor Journalisten in Berlin. Sanktionen könnten aber nur funktionieren, wenn sich die gesamte Weltgemeinschaft wirklich daran halte.

Ruun forderte auch Hilfe für die Afrikanische Union. Diese brauche finanzielle und moralische Unterstützung, um sich erfolgreich für einen Frieden im Sudan einsetzen zu können. Er kritisierte, dass die Welt sich «absichtlich» weigere anzuerkennen, dass es sich bei den Kriegen im Sudan um ethnische Konflikte handele. Der Neue Sudanesische Kirchenrat vereint alle christlichen Gemeinschaften des Landes.

Wolfgang Heinrich vom Evangelsichen Entwicklungsdienst (EED) rief die Kirchen dazu auf, sich weiter für eine politische Lösung der Krise im Südsudan zu engagieren. Ziel dürfe dabei nicht nur ein Friedensabkommen zwischen den Konfliktparteien sein. Danach müsse eine «Demilitarisierung der Köpfe» erfolgen, denn Generationen hätten nur den Krieg kennen gelernt, so Heinrich.

Schwester Elzbieta Czarnecka vom Orden der Don Bosco Schwestern hob die katastrophale Situation der Flüchtlinge im Land hervor. Die südsudanesischen Flüchtlinge in den Armenviertel von Khartum etwa lebten ohne jegliche Infrastruktur. Ihre Lehmhütten würden von Regierungsmilizen regelmäßig zerstört. «Die Hoffnung dieser Menschen schwindet mehr und mehr», warnte sie.

Der Sudan ist Schauplatz von zwei Bürgerkriegen. Seit 1983 kämpft die «Sudanesische Volksbefreiungsarmee» (SPLA) im Süden mit Waffengewalt für Autonomie. Im Süden des Vielvölkerstaats leben vorwiegend Christen und Anhänger afrikanischer Religionen. Die Mehrheit im Norden ist dagegen islamisch-arabisch geprägt. In der Region Darfur im Westsudan hat sich vor einem Jahr die Rebellenbewegung SLA erhoben, weil arabische Dschandschawid-Milizen die Bevölkerung terrorisieren. Dort sind derzeit mehr als eine Million Menschen auf der Flucht.

09. September 2004