Huber: Diplomatische Visite im Vatikan

EKD-Ratsvorsitzender Huber traf den Papst - Ökumene noch vor großen Hürden

Von Bettina Gabbe

Rom (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, und hohe Vertreter des Vatikans wie der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper begegneten sich in Rom überaus freundlich. Beide Seiten lobten sich gegenseitig für ihre ökumenische Offenheit bei dem am Mittwoch zu Ende gegangenen Besuch des Berliner Bischofs im Vatikan.

Papst Johannes Paul II. habe ihn bei der Audienz «mit großer Herzlichkeit empfangen», sagte Huber nach dem Treffen in der Sommerresidenz des römisch-katholischen Kirchenoberhaupts in Castelgandolfo. Bei Hubers Besuch im Päpstlichen Einheitsrat sei «eine sehr gute Beziehung entstanden, die eine sehr gute Grundlage für die weitere Zusammenarbeit bildet», so der in der Vatikanbehörde für die Ökumene mit dem Luthertum zuständige katholische Theologe Matthias Türk.

Knapp fünf Jahre nach der Verabschiedung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre zwischen Vatikan und Lutheranern und wenige Monate nach der Veröffentlichung eines Vatikandokuments, das gemeinsame Abendmahlsfeiern aufs Schärfste verurteilt, wollte keiner der Beteiligten etwas von ökumenischer Eiszeit wissen. «Ich teile nicht die Auffassung derjenigen, die von einer Abkühlung der ökumenischen Beziehungen reden», sagte Huber.

Huber bemühte sich die mangelnde Anerkennung der evangelischen Kirche durch den Vatikan nicht übel zu nehmen. Das Vatikandokument «Dominus Iesus» aus dem Jahr 2000, das diese Nicht-Anerkennung noch einmal sehr deutlich betonte, kommentierte Huber mit diplomatischer Freundlichkeit.

Für den von dem Dokument ausgelösten Wirbel zeigte mittlerweile auch der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen Verständnis. In dem Schreiben sei es um die zentrale Stellung von Jesus Christus in der Kirche gegangen. Der ökumenische Teil sei allerdings zu kurz «und dann natürlich auch missverständlich gewesen», so der Luther-Experte Türk vom Einheitsrat nach den Gesprächen mit Huber.

Die Freundlichkeit, die ein Ende der Eiszeit beschwört, täuscht aber nicht darüber hinweg, dass der ökumenische Dialog noch vor besonders großen Hürden steht. «Wir sind jetzt an den harten Punkten der ökumenischen Differenz angekommen», räumte Huber in Rom ein. «Anstatt sie zu meiden, wenden wir uns ihnen wirklich zu.»

Trotz des katholischen Verbots gemeinsamer Abendmahlsfeiern sieht der EKD-Ratsvorsitzende im Eucharistieverständnis nicht das größte Problem für den Dialog. «Die Blockaden liegen im Verständnis der Amtskirche», betonte er vielmehr.

Während beide Seiten sich um die gegenseitige Anerkennung der Ämter bemühen, bleibt mit dem Frauenpriestertum ein grundlegender Unterschied zwischen katholischer und evangelischer Kirche außen vor. Für eine Öffnung des Priesteramts für Frauen sehen der evangelischen Delegation zufolge «selbst Gutwillige» im Vatikan derzeit keine Chance.

25. August 2004