Reformierter Bund: Christentum profitiert von Kirchen des Südens

Frankfurt a.M./Accra (epd). Der Einfluss der Kirchen aus Afrika, Lateinamerika und Asien auf das Christentum wird nach Ansicht des Vorsitzenden des Reformierten Bundes in Deutschland, Peter Bukowski, in Zukunft deutlich stärker. Die Kirchen des Nordens könnten von den geistlichen Impulsen sowie der starken Spiritualität und Frömmigkeit des Südens lernen, sagte Bukowski auf der 24. Generalversammlung des Reformierten Weltbundes in Accra (Ghana) in einem epd-Gespräch.

Zugleich werde das Erbe der von Europa ausgehenden Reformation auch von den evangelischen Kirchen des Südens bewahrt, betonte Bukowski. Der oberste Repräsentant von mehr als zwei Millionen reformierten Christen in Deutschland war am Montag in das Exekutiv-Komitee des seit 30. Juli in Accra tagenden Reformierten Weltbundes gewählt worden. Das höchste Entscheidungsgremium zwischen den Generalversammlungen hat mit dem Präsidenten und sechs Vizepräsidenten 40 Mitglieder.

Bukowski zeigte sich zufrieden, dass es auf der Tagung in Accra zwischen den Kirchen des Südens und der Industrieländer in Europa und den USA nicht zum Konflikt gekommen ist. In der Bewertung der negativen Folgen der Globalisierung habe man ein geeignetes «theologisches Instrumentarium» gefunden. Die rund 400 Delegierten würden nun die politische Analyse trennen von dem «was wir aus dem Glauben heraus bekennen». Wegen unterschiedlicher Haltungen zu neoliberalen Wirtschaftsformen hatte eine Spaltung gedroht.

Zugleich warb Bukowski um Verständnis für die Situation der Kirchen aus Entwicklungsländern. Wenn Christen aus Staaten mit einem funktionierenden Sozialsystem die Formel «Globalisierung gerecht gestalten» prägten, empfänden Christen aus armen Ländern dies angesichts fehlender Gestaltungsmöglichkeiten als «reinen Hohn». Allerdings müsse man im Kampf gegen «das himmelschreiende Elend auf der Welt» nicht nur die stärksten Worte, sondern auch passende Worte finden, um Gehör zu finden und Ernst genommen zu werden. Dies soll sich in der Abschlussbotschaft der Tagung wiederfinden.

Die Generalversammlung des mehr als 75 Millionen reformierte Christen zählenden Reformierten Weltbundes geht an diesem Donnerstag zu Ende. In der ghanaischen Hauptstadt waren zwei Wochen lang rund 1.000 Teilnehmer aus mehr als 200 Mitgliedskirchen versammelt. Sie stehen in der theologischen Tradition von Johannes Calvin und anderen Reformatoren des 16. Jahrhunderts. Heute leben die meisten reformierten Christen in Entwicklungs- und Schwellenländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas.

11. August 2004