Publizist, Professor, Protestant: Robert Leicht wird 60

Porträt

Von Thomas Schiller

Frankfurt a.M. (epd). Er ist politischer Publizist und engagierter Protestant, er lehrt als Professor und predigt von Kanzeln: Robert Leicht, Politischer Korrespondent und früherer Chefredakteur der Hamburger Wochenzeitung «Die Zeit», wird am kommenden Dienstag 60 Jahre alt.

Geboren wurde er am 10. August 1944 in Naumburg an der Saale, wohin die Familie evakuiert war. Der Nachfahre einer württembergischen Brauerei-Dynastie - der Urgroßvater gründete «Schwabenbräu» - verkörpert die selten gewordene Tugend großbürgerlichen Engagements. Die Liste seiner Ehrenämter ist lang. Neben dem Hauptberuf als Journalist unterrichtet er als Honorarprofessor an der Universität Erfurt und ist Präsident der Evangelischen Akademie zu Berlin. Der Vater zweier Kinder lebt mit seiner Frau in Hamburg.

Leicht ist im Protestantismus zu Hause. Unter anderem engagierte er sich beim Kirchentag und ließ sich in die nordelbische Landessynode berufen. Er predigte im Hamburger «Michel» und im Berliner Dom. Von 1997 bis 2003 gehörte Leicht dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an. 2003 scheiterte er bei der Wahl zum Präses der EKD-Synode. Dem Kirchenparlament gehört er weiterhin an.

Auch als Publizist meldet sich Leicht immer wieder theologisch und kirchenpolitisch zu Wort, so etwa zum Jahrtausendwechsel mit einer viel diskutierten «Zeit»-Serie über die Bergpredigt oder im vergangenen Herbst in der Kopftuch-Debatte.

Leichts liberale Positionen sind und waren nicht unumstritten, auch in den fünf Jahren als Chefredakteur der «Zeit», die damals deutlich an Auflage verlor und von der Holtzbrinck-Gruppe übernommen wurde. 1997 hat er die Redaktionsleitung gegen den Posten des Politischen Korrespondenten getauscht. Zu der Wochenzeitung war er 1986 von der «Süddeutschen Zeitung» gekommen, wo er zuletzt Ressortleiter für Innenpolitik war und 1981 den Theodor-Wolff-Preis erhalten hatte.

Für Leicht war der Weg in die Medien nicht ohne Alternativen. Nach dem Abitur an der Eliteschule Salem am Bodensee und einer Lehre zum Kaufmann hatte er zunächst ein Theologie- oder Musikstudium erwogen - noch heute spielt er gern auf Kirchenorgeln. Doch er entschied sich für Rechtswissenschaften an den Universitäten Berlin und Saarbrücken.

Frühe journalistische Schritte machte er bei einer evangelischen Wochenzeitung. Von 1974 bis 1979 gehörte er dem Kuratorium des Evangelischen Pressedienstes (epd) an. In den folgenden Jahren engagierte sich Leicht in den EKD-Kammern für soziale Ordnung, für Theologie und für öffentliche Verantwortung. Der streitbare Vordenker ist seit 2003 theologischer Ehrendoktor der Universität Münster.

06. August 2004