Pädagogin fordert TÜV für Kinderbibeln

Kiel (epd). Einen TÜV für Kinderbibeln schlägt die Kieler Uni-Pädagogin Irene Renz vor. Eine Kinderbibel sei für das spätere religiöse Leben prägend, sagte die Doktorandin am Fachbereich Theologie dem epd. Ein unabhängiges Gütesiegel könne den Käufern die Orientierung erleichtern. Von den Theologen sei das Thema lange Zeit vernachlässigt worden. «Kinderbibeln wurden nicht so ganz ernst genommen. Aber es wird schon besser.»

Seit etwa 15 Jahren könne man von einem Boom der Kinderbibeln sprechen, so Renz. Derzeit sind rund 100 Titel auf dem Markt. Mit der Kinderbibel werde ein bestimmtes Gottesbild vermittelt. Der erziehende und strafende Gott sei heute nur noch selten anzutreffen, erklärte die Pädagogin. Es gebe jedoch eine Tendenz «zum harmlosen Softie». Wer aber nur den sanften Gott kenne, habe möglicherweise Probleme, Schicksalsschläge des Lebens zu bewältigen.

Kritisch beurteilt die Mutter von drei erwachsenen Kindern Übersetzungen in die Mode-Sprache der Kids. So werde die wundersame Brotvermehrung zum «Picknick» und die Umkehr des Paulus zum «Schock». Kindern könne auch ein ernstes Thema zugemutet werden, so Renz. Auf Gewaltszenen wie in einigen Übersetzungen aus den USA sollten Kinderbibeln jedoch verzichten. Dazu zähle neben einer bluttriefenden Kreuzigung auch der abgeschlagene Kopf des Johannes.

Zu ihren Favoriten zählt die «Kinder-Bibel» von Werner Laubi (Ernst Kaufmann Verlag), die mit Mahatma Gandhi auch interreligiöse Aspekte berücksichtigt. «Mit Gott unterwegs» von Regine Schindler schätzt sie als theologisch besonders fundiert. «Komm', freu' Dich mit mir» von Karin Jeromin (Deutsche Bibelgesellschaft) werde von Kindern vor allem wegen seiner Lebendigkeit geliebt. Ein Klassiker sei nach wie vor die Kinderbibel des Niederländers Kees de Kort.

29. Juli 2004