Zwischen Menschenrecht und Ökonomie

Das Diakoniewissenschaftliche Institut in Heidelberg wird 50 Jahre alt

Von Christine Süß-Demuth

Heidelberg (epd). Wirtschaftliches Denken wird immer wichtiger - auch bei der Diakonie. «Ökonomisch erfolgreich können wir dort sein, wo Menschen für soziale Leistungen bezahlen», sagt der Theologe Heinz Schmidt. Die Frage, wie man sich am Markt behaupten könne, sei in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden, konstatiert der Leiter des Diakoniewissenschaftlichen Instituts (DWI) der Universität Heidelberg, das vor 50 Jahren gegründet wurde.

Allerdings sei es nicht die Aufgabe der Diakonie, in allen Bereichen ökonomisch erfolgreich zu arbeiten, argumentiert Schmidt. Die Hauptsorge gelte weiterhin den Schwachen der Gesellschaft. «Auch Gruppen, die Geld kosten, brauchen Unterstützung», weiß der Theologe. Dazu zählten etwa soziale Randgruppen wie Obdachlose oder Drogenabhängige.

Es gehe hierbei schließlich um «Menschenrechte». Gesellschaftliche Veränderungen dürften nicht immer auf Kosten der Schwächsten gemacht werden, wie dies bei Hartz IV, der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe, der Fall sei, kritisiert der Diakoniefachmann.

Das Diakoniewissenschaftliche Institut feiert am Donnerstag (22. Juli) sein 50-jähriges Bestehen mit einem Festakt. In Lehre und Forschung beschäftigt es sich mit den Grundfragen und der Praxis von Diakonie und sozialer Verantwortung der Kirche. Es wurde als Nachfolgeorganisation des «Berliner Instituts für Sozialethik und Wissenschaft der Inneren Mission» 1954 in die Theologische Fakultät der Universität Heidelberg eingegliedert. Etwa 60 Studierende sind im Diplom-Studiengang beim DWI eingeschrieben.

Das DWI ist neben dem katholischen Caritaswissenschaftlichen Institut in Freiburg das einzige seiner Art in Deutschland und wird von allen Diakonischen Werken und zahlreichen evangelischen Landeskirchen mitgetragen. Es kooperiert mit entsprechenden Einrichtungen der Universitäten in Schweden, Finnland, Norwegen und Griechenland sowie den Caritaswissenschaftlichen Instituten in Deutschland und Österreich.

Im Zuge des europäischen Einigungsprozesses fordert Institutsleiter Schmidt eine stärkere Vernetzung der Einrichtungen. Während die Kontakte nach Skandinavien gut seien, müsste die Zusammenarbeit mit den Institutionen in den osteuropäischen Ländern verstärkt werden. So sollten vergleichbare Regelungen im Arbeitsrecht oder bei der Ausbildung von Pflegekräften geschaffen werden. Allerdings befänden sich die sozialen Systeme im Osten erst im Aufbau.

In Deutschland sieht Schmidt mehr Bedarf für freiwilliges Engagement. Bereits jetzt sind über 400.000 Ehrenamtliche bei der Diakonie tätig. Soziales Lernen solle in den Schulen gefördert werden und zwar fächerübergreifend. Dazu hat das DWI ein Unterrichtswerk «Empathie lernen» erarbeitet. In den Schülerheften geht es um Themen wie Armut und Obdachlosigkeit, Alter, behinderte Menschen oder Flüchtlinge.

20. Juli 2004