Huber: Vorbild der Männer und Frauen des 20. Juli wirkt weiter

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat das gescheiterte Attentat auf Hitler vor 60 Jahren als «Aufstand für die Würde des Menschen» gewürdigt. Die Männer und Frauen des 20. Juli 1944 hätten ihr Leben für Menschenwürde und Freiheit riskiert und gegeben, sagte der Berliner Bischof in einem Gedenkgottesdienst am Sonntag im Berliner Dom. Dabei erinnerte er auch an die ungenannten Männer und Frauen, deren Wirken in keinem Geschichtsbuch festgehalten sei.

Zu den Männern und Frauen, die bei dem Attentat ihr Leben gelassen haben, sagte der EKD-Ratsvorsitzende, sie seien nicht umsonst gestorben: «Ihr Vorbild wirkt weiter.» Huber gedachte auch der Opfer von Gewalt und Hungersnot im Sudan und der Menschen, «die es am eigenen Leib zu spüren bekommen, wenn man wieder anfängt, Folter zu einem vertretbaren Mittel staatlichen Handelns zu erklären».

Nachdrücklich verwies Huber auch darauf, dass in der protestantischen Tradition die Pflicht zum Gehorsam gegenüber Obrigkeit und Gesetz ein hoher Wert sei. Das reformatorische Bekenntnis schränke diese Pflicht aber ausdrücklich dort ein, wo befohlen werde, «Sünde zu tun». Dieser klare Zusatz sei allzu oft «verdrängt und verschwiegen, verheimlicht und missachtet» worden. Er bedeute, dass Rechtsbefolgung niemals absolut sei und politische Loyalität niemals unumschränkt gelte.

18. Juli 2004