Pilgerweg: Bonifatius auf der Spur

180 Kilometer langer Pilgerweg von Mainz nach Fulda wird am 10. Juli eröffnet

Von Volker Rahn

Frankfurt a.M. (epd). Vor 1.250 Jahren starb der Benediktinermönch, Missionar und spätere Erzbischof Bonifatius den Märtyrertod. Sein Leichnam wurde von Mainz aus zu seiner letzten Ruhestätte nach Fulda überführt. Zur Erinnerung an den Trauerzug haben Archäologen, Geschichtsvereine, Kommunen und Kirchengemeinden einen rund 180 Kilometer langen Pilgerweg ausgewiesen. Die «Bonifatius-Route» wird am kommenden Samstag (10. Juli) in Mainz offiziell eröffnet.

Der Weg ist mit rot-weißen Hinweistafeln ausgeschildert, auf denen ein Kreuz und ein Bischofsstab aufgezeichnet sind. Er führt von Mainz am Main entlang nach Frankfurt und quer durch die fruchtbare Ebene der Wetterau. Schließlich folgt er idyllischen Pfaden zu alten Ruinen und magischen Orten im Vogelsberg, um dann durch das Fuldaer Land mit seinen malerischen Fachwerkdörfern ans Ziel zu gelangen.

Genau überliefert ist die Streckenführung von Bonifatius' letzter Reise allerdings nicht. Alte Chroniken erzählen zwar davon, dass Kreuze oder Kapellen an den Rastorten des Trauerzuges errichtet wurden. Doch ob die zahlreichen Wegekreuze und Feldkirchen zwischen Mainz und Fulda auf dieses Ereignis zurückgehen, ist kaum mehr zu rekonstruieren.

Rund 50 Kirchen sind im Umland nach Bonifatius benannt, zudem zahlreiche Quell-, Flur- oder Ortsbezeichnungen der Region. Historisch belegt sind indessen nur der Anfangs- und der Endpunkt des Zuges sowie die Stationen nach der Überquerung des Rheins: Hochheim, Kriftel und Kalbach bei Frankfurt.

Pfarrer Kurt-Walter Racky ist sich sicher, dass die Gebeine des später als «Apostel der Deutschen» verehrten Missionars auch durch Glauburg in der Wetterau gekommen sind: «Das war der Knotenpunkt der Region. Alle anderen Streckenführungen wären dumm gewesen.» Doch auch in der Geschichte seiner eigenen Ortsgemeinde, Lißberg am Fuße des südwestlichen Vogelsberges, stieß der Theologe auf die Spuren des Märtyrers.

Die Ruine der Schafskirche, idyllisch an einem Hang oberhalb der Ortschaft gelegen, wird seit Jahrhunderten in enge Verbindung mit Bonifatius' Leichenzug gebracht. Als gegen Ende der 90er Jahre immer mehr Menschen das Wandern und Pilgern entdeckten, kam Racky die Idee, einen Pilgerweg anzulegen, der den Spuren des Bonifatius-Trauerzuges folgt.

Am Anfang wurde der evangelische Geistliche wegen seiner Pläne milde belächelt. Doch schließlich gelang es ihm, zahlreiche Kommunen, Kirchengemeinden, Geschichtsvereine, Hoteliers und die stellvertretende hessische Landesarchäologin Vera Rupp für seinen Vorschlag zu gewinnen. Sie ist inzwischen die erste Vorsitzende des Vereins «Bonifatius-Route».

Am 10. Juli wird der Pilgerweg in Mainz von Bischof Wolfgang Huber, dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kardinal Karl Lehmann und dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck eröffnet.

05. Juli 2004