Katholikentag: Ökumenischer denn je

Der 95. Deutsche Katholikentag beginnt am Mittwoch im Ulm - Schwerpunkte: Generationenfrage und Bioethik

Von Renate Kortheuer-Schüring (epd)

Ulm (epd). Der Deutsche Katholikentag, der am Mittwoch in Ulm beginnt, verspricht ökumenischer zu werden denn je. Nach dem Meilenstein des ersten Ökumenischen Kirchentags 2003 in Berlin bemüht sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter, den Dialog mit der evangelischen Kirche weiter zu führen. Unter dem Leitwort «Leben aus Gottes Kraft» wird es aber vor allem auch um gesellschaftliche und politische Themen gehen und um katholische Glaubensvergewisserung.

Vom Katholikentag sollten Impulse gegen «Egoismus als Massenerscheinung» ausgehen, sagte ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer bei der Vorstellung des Programms. So soll der Generationenkonflikt, der auch die Protestanten gegenwärtig sehr beschäftigt, ein Schwerpunkt werden. Zudem sollen im Ulm ethische Herausforderungen von Wissenschaft, Technik und Globalisierung eine Rolle spielen sowie die erweiterte Europäische Union.

Insgesamt gibt es für Zigtausend erwartete Teilnehmer - darunter 22.000 Dauergäste - rund 800 Veranstaltungen. Das Angebot reicht von Bibelarbeiten, Vorträgen und Diskussionen bis zu kulturellen Ereignissen, Festen und Gottesdiensten.

Zu dem mit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag gemeinsam veranstalteten Hauptpodium über soziale Risiken kommt Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD). Zur politische Prominenz, die anreist, gehören unter anderen Wolfgang Schäuble, Annette Schavan und Franz Müntefering.

Das Programm zeigt, dass gerade in sozialen Fragen die Kirchen den Schulterschluss üben. Viele größere Podien sind «ökumenisch» besetzt. Eine ganze Reihe evangelischer Bischöfe und Kirchenvertreterinnen tritt diesmal beim Katholikentag auf, unter ihnen Wolfgang Huber und Margot Käßmann. Etliche halten Bibelarbeiten oder wirken beim «Ökumenischen Begegnungszentrum» mit, das speziell dem Dialog der christlichen Kirchen gewidmet ist.

Das evangelisch geprägte Ulm scheint als Berührungspunkt zwischen Protestanten und Katholiken besonders geeignet. Erstmals ist im Abschlussgottesdienst am Sonntag eine ökumenische Segensfeier enthalten. Doch von der Eucharistiefeier bleiben die Protestanten nach wie vor ausgeschlossen.

Das gemeinsame Abendmahl wird kein dominierendes Thema dieses Katholikentags. Auch die kirchlichen Reformgruppen, teils im offiziellen Programm dabei, geben sich zurückhaltend. Es mache keinen Sinn, erneut einen Priester zu «verheizen», erklärte die Kirchenvolksbewegung «Wir sind Kirche». Nach dem Ökumenischen Kirchentag waren zwei Priester wegen Teilnahme an einem gemeinsamen Abendmahl von ihren Bischöfen suspendiert worden.

Doch sind die vor allem innerhalb der katholischen Kirche brisanten Themen wie eucharistische Gastfreundschaft, das Priesteramt für Frauen oder das Pflichtzölibat auch im offiziellen Katholikentagsprogramm zu finden. Die Kirche befinde sich im Umbruch und müsse drängende Zukunftsfragen aufgreifen, betont der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst. Zudem setzt der Katholikentag auf Lebenshilfe, mit Angeboten für Familien, Kinder, Frauen, Männer und Alte, und auf spirituelle Ökumene in Gebet, Meditation und Musik.

Ein neues Signal für die Ökumene ist nach Einschätzung des evangelischen Ökumene-Experten Michael Plathow in Ulm nicht zu erwarten, wohl aber eine «Fortsetzung des ökumenischen Aufbruchs». Theologische Differenzen seien heute stärker im Blick denn je, sagt Plathow. Man besinne sich auf das Eigene. Grundlegend sei jedoch, dass das Gemeinsame der Konfessionen stärker sei als das Trennende.

14. Juni 2004