EKD-Theologe Barth warnt vor Gleichgültigkeit gegenüber Religionen

München (epd). Hermann Barth, Vizepräsident des Kirchenamts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hat zur Wachsamkeit gegenüber extremen religiösen Bewegungen aufgerufen. Staat und Gesellschaft dürften nicht gleichgültig gegenüber religiös motivierten Äußerungen sein, die den deutschen Rechtsstaat ablehnen oder bekämpfen, sagte Barth am Mittwochabend im Bayerischen Landtag in München im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Dialog der Kulturen».

In diesen Zusammenhang gehöre auch der Kopftuchstreit, so Barth. Das Kopftuch habe neben seiner religiösen Bedeutung «Signalcharakter für eine Sicht des Verhältnisses von Mann und Frau, die der vom Grundgesetz garantierten Gleichstellung von Mann und Frau stracks zuwiderläuft», erklärte der Theologe. Der Streit um die Scientology-Organisation oder die Konfrontation mit einem fundamentalistischen Islam zeigten, dass Religion «nicht mehr mit Indifferenz, sondern mit der Kraft zur kritischen Unterscheidung» begegnet werden müsse.

Andererseits müsse der Staat die Pflege und öffentliche Artikulation religiöser Traditionen ermöglichen und aktiv fördern, sagte Barth. Den Staat forderte er auf, die übernommenem Verpflichtungen zu erfüllen. Dies bedeute beispielsweise, den Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach zu bewahren, arbeitsfähige theologische Fakultäten an den Universitäten zu erhalten und die Sonn- und Feiertage wirksam gesetzlich zu schützen. Doch auch die Christen und die Kirche müssten selbstbewusst für ihre Sache einstehen.

27. Mai 2004